Medikamentensuche in mittelalterlichen Rezepten

Walisische Forscher durchforsten Zentraldokument der Myddfais-Dynastie

Walisische Forscher suchen im zentralen Dokument der walisischen Ärztedynastie der „Myddfais“, dem „Roten Buch von Hergest“, nach neuen Arzneimitteln. Noch in diesem Jahr soll das Wissen der Dynastie aus dem 13. Jahrhundert in Labors des botanischen Gartens in die Praxis umgesetzt werden. Wenn das 7,8 Mio. Euro teure Forschungszentrum des Gartens im Oktober eröffnet ist, wollen die Forscher um den Pharmakologen Terry Turner züchten, was die Ärztedynastie für die Behandlung von Schwellungen, Fieber oder Taubheit empfohlen hat. Über das Vorhaben berichtete Turner von der University of Wales auf dem Treffen der Society of Conservation Biology in Canterbury.

Die Dynastie der Myddfais wurde im frühen 13. Jahrhundert in Süd-Wales vom Arzt Rhiwallon gegründet. Die Legende besagt, dass seine Ehefrau eine Seefee war, die ihn in die Geheimnisse der Pflanzenmedizin einführte. Das „Rote Buch von Hergest“ umfasst rund 500 Rezepte aus 200 Pflanzen. „Die Detailtreue ist einzigartig“, so Rhodri Griffiths vom Botanischen Garten im walisischen Llanarthane in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts Nature.

Um die Beschreibungen nachzuvollziehen setzen die Forscher auf moderne Technologien wie chemisches Screening, Gewebekulturen und Genetik. Allerdings sollte man es mit der Niederschrift nicht zu genau nehmen. „Wir besitzen durch moderne Technologien viel mehr Informationen als damals“, so Turner. So besaßen Mediziner für die Extraktion der Pflanzensubstanzen lediglich Alkohol. Heute können medizinisch wirksame Substanzen erfasst werden, die einst unter Umständen weggeworfen wurden.

Die Forscher planen nach der Eröffnung des Zentrums die Zusammenarbeit mit Bauern aus der Middfai-Region. In einem Betrieb sollen dann medizinische Wirksubstanzen kommerziell gezüchtet werden.

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Sandra Standhartinger pte.online

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