Google will Touchscreens blindengerecht machen
Aufgrund ihrer aalglatten Oberfläche waren Touchscreen-Handys für Blinde bisher gänzlich unbrauchbar. Eine neue Applikation soll diesem Umstand nunmehr Abhilfe verschaffen.
Ein blinder und ein sehender Entwickler des Internetriesen Google haben Anwendungen für das Android-basierende Touch-Handy T-Mobile G1 entworfen, die Seebehinderten trotz fehlenden Ziffernblocks zur Orientierung die Steuerung des Geräts ermöglichen soll. Darüber hinaus würden sehende Handy-Nerds, die ihre Finger auch hinter dem Steuer nicht von ihren Mobiltelefonen lassen können, von der Applikation profitieren. Damit ließen sich Touchscreens bedienen, ohne hinzusehen.
Nach der Installation der im Android Market kostenlos angebotenen Handy-Software verfügt das G1 über verschiedene Anwendungsbereiche, die Blinden den Alltag im Umgang mit dem Mobiltelefon erleichtern sollen. Beim Wählen einer Telefonnummer erkennt die Applikation die Berührung des Touch-Displays dezentral.
Egal an welcher Stelle der Screen berührt wird, nimmt das Gerät den Druck auf die Ziffer 5 an. Um andere Zahlen eintippen zu können, bewegt der Anwender den Finger unter ständiger Berührung in die jeweilige dem herkömmlichen Ziffernblock entsprechende Richtung – etwa für eine 1 nach links oben, für eine 9 nach rechts unten. Bei Falscheingaben muss das Gerät lediglich geschüttelt werden, um eine Zahl zu löschen.
„Die problemlose Bedienung der Funktionen zu erlernen, ist vermutlich nur für absolute Fans und Handy-Freaks möglich“, so Carsten Albrecht, Datenverarbeitungsexperte und Programmierer im Gemeinsamen Fachausschuss für Informations- und Kommunikationssysteme (FIT) des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands DBSV, im Gespräch mit pressetext.
„Motorisch eingeschränkten Blinden bringt eine rein softwarebasierte Lösung für Touchscreens wohl keine besondere Erleichterung im Umgang mit Handys“, sagt der Fachmann. Ihm zufolge gibt es selbst bei herkömmlichen Mobiltelefonen zu wenig zufriedenstellende Lösungen und zahlreiche Beschwerden wegen zu kleiner Ziffernblocks. „Die Bedienung eines Touchscreens ohne Orientierungsmöglichkeit ist trotz einer solchen Anwendung noch schwieriger“, meint Albrecht.
Die Google-Entwicklung bringt eine Shell-Applikation mit sich, die als Homescreen eingerichtet werden kann und mehrere Dienste ansteuert. Neben einer unterstützten Funktion zur Texteingabe lässt sich anhand von Gesten etwa eine Lokalisierungsfunktion starten, die GPS-Daten oder Handymasten-Ortungsdaten mit Google Maps und dem G1 Kompass kombiniert. „Für das Apple iPhone wurden Folien mit verschiedenen Markierungen entwickelt, um die Bewegungen koordinieren zu können. Darüber hinaus gibt es für herkömmliche Handys Sprachausgaben, um sie anhand der Tasten bedienen zu können. Die Benutzung von Touchscreens bleibt für Blinde jedoch schwierig“, schließt Albrecht.
Media Contact
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