"Fahrtenschreiber" für Robben, Seehunde und Pinguine

Robben, Seehunde und Pinguine haben mit Walen und Delphinen zweierlei gemein: Sie schwimmen im Meer und sind Sympathieträger – nicht nur bei Kindern. Insbesondere wenn Wale stranden oder Seuchen unter den Tieren grassieren, fragt mancher: Wie kam es dazu? Was kann zukünftig dagegen unternommen werden? Antworten soll die meeresbiologische Forschung liefern, weshalb auch »BioMar« initiiert wurde.

Das dreijährige BMBF-Projekt im Programm Mikrosystemtechnik 2000+, das vor einem Monat zu Ende ging, zielte darauf ab Gewohnheiten und Bewegungen von Tieren im Meer aufzuzeichnen – mit miniaturisierten elektronischen Geräten.

Einen solchen Fahrtenschreiber, der kleiner als eine Zigarettenschachtel ist, hat das Unternehmen Driesen + Kern GmbH im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt entwickelt. »Vor allem klein musste er sein«, erinnert sich Firmengründer Hermann Driesen. »Denn je kompakter das Gerät ist, desto kleineren Tieren kann man es auf den Rücken schnallen, ohne sie zu behindern. Trotz unserer Erfahrungen in Entwicklung und Bau verschiedenster Messgeräte, stießen wir bei der miniaturisierten Verschaltung der elektronischen Bauteile an Grenzen.« Dabei konnte einer der insgesamt sieben Projektpartner weiterhelfen: das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin. »Das elektronische Gehirn in der druckfesten und stromlinienförmigen Titanschale ist ein Multitalent«, betont Dr. Klaus-Dieter Lang, Leiter des IZM Branch Labs Microsystem Engineering, »denn es misst eine Fülle von Größen, aus denen Zoologen nicht nur auf das Schwimmverhalten schließen. Entsprechend komplex ist die Elektronik, die die Daten erfasst und speichert.« Ein winziger Kreiselkompass und Drucksensoren bilden das Schwimmprofil in allen Richtungen ab. Sauerstoffgehalt, elektrische Leitfähigkeit, Temperatur und pH-Wert sind ein Maß für die Wassergüte. In Kombination mit einem Lichtsensor kann sogar die Frage beantwortet werden: Wo und wann fressen die Tiere – tags oder nachts?

Noch ist die Tauchtiefe auf etwa 200 Meter begrenzt. Doch ist eine Variante in Arbeit, die druckfest mit Silikonöl gefüllt ist und mit der selbst Tauchgänge und das Zugverhalten großer Wale aufgezeichnet werden sollen. Auch das Einsammeln der Geräte wird dann einfacher: Ist der Datenspeicher voll, brennt der Fahrtenschreiber seinen Haltefaden durch. Er steigt zur Meeresoberfläche auf und funkt seine GPS-Koordinaten an die Wissenschaftler, die ihn abholen.

Media Contact

Dr. Martin Schneider- Ramelow Fraunhofer-Gesellschaft

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