Treibhausgas im Ozean versenken

Planktonalgen innerhalb eines mit Eisen gedüngten Flecks, aufgenommen im Jahr 2000 von "Polarstern". Zu sehen sind nadelförmige Pseudonitzschia und eine Kette von Fragilariopsis kerguelensis im Vordergrund. Foto: Philipp Assmy, AWI.

„Polarstern“ beginnt neues Eisendüngungsexperiment: Am 21. Januar 2004 legt „Polarstern“, Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI), in Kapstadt ab, um den dritten Abschnitt der 21. Antarktis-Expedition zu beginnen. 49 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus neun Nationen sind an Bord, um zu untersuchen, wie sich eine Düngung des Südozeans auf den Kohlenstoffaustausch zwischen Wasseroberfläche und Luft auswirkt. Kohlenstoff in der Form von Kohlendioxid spielt als Treibhausgas eine große Rolle bei der globalen Klimaerwärmung.

Schon im Jahr 2000 konnten Wissenschaftler an Bord von „Polarstern“ zeigen, dass die Düngung mit Eisensulfat im Südozean eine Planktonblüte (Algenblüte) hervorruft. Beim Wachstum des pflanzlichen Planktons wird Kohlendioxid verbraucht, das im Wasser gelöst ist. Das dadurch entstandene Defizit an Kohlendioxid in den oberen Wasserschichten wird durch Aufnahme aus der Luft wieder ausgeglichen. An diesem Punkt wird das Experiment für die globale Klimaforschung interessant. Die Frage ist, ob das Treibhausgas Kohlendioxid, das aus der Luft in den Ozean transportiert wurde, auch im Ozean verbleibt. Zuvor war „Polarstern“ nicht lange genug vor Ort, um zu beobachten, was weiter passiert. Das ist diesmal anders:

„Zehn Wochen müssten genügen, um zu beobachten, was mit den Algen und dem von ihnen aufgenommenen Kohlenstoff weiter geschieht. Werden sie von Tieren gefressen, dann werden sie biologisch zersetzt und der größte Teil des Kohlenstoffs gelangt über Atmung und Ausscheidung wieder in die Luft“, sagt Fahrtleiter Prof. Dr. Victor Smetacek vom AWI. „Wenn sie nach der Blüte absterben und nach unten sinken, dann ist auch der Kohlenstoff dauerhaft der Atmosphäre entzogen.“

Das Experiment wird im offenen Ozean bei etwa 50 Grad südlicher Breite durchgeführt. Ein geeigneter stabiler Wasserwirbel wird zurzeit im AWI anhand von Satellitenaufnahmen der Ozeanoberfläche ausgesucht. „Polarstern“ wird in der Mitte dieses etwa 100 Kilometer breiten Wirbels auf etwa 150 bis 200 Quadratkilometern Eisensulfatlösung ausbringen. Mit Hilfe eines Laser-Messsystems (LIDAR) werden Wissenschaftler vom Helikopter aus das großflächige Algenwachstum beobachten. Sie werden die Wechselwirkungen zwischen Algen, Bakterien und verschiedenen Tierchen im gedüngten Fleck verfolgen. Die Daten liefern auch wichtige Einblicke in die Lebenswelt des Planktons, das den Anfang der Nahrungskette im Meer darstellt.
Die Wege des Kohlenstoffs, der ein wichtiger Bestandteil des Lebens auf der Erde ist, werden am AWI in interdisziplinären Projektgruppen erforscht.

„Polarstern“ beendet diesen Fahrtabschnitt am 25. März in Kapstadt. Danach geht es für sechs Wochen ins antarktische Lazarewmeer, um zu untersuchen, wie die ökologisch bedeutendste Tierart der Antarktis – der antarktische Krill – den Winter überlebt. Erst am 2. Juni 2004 kommt „Polarstern“ wieder nach Bremerhaven.

Das AWI koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ wichtige Infrastruktur für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Es ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands

Media Contact

Dipl.-Phys. Claudia Ratering idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer