Licht im Schwamm – Schwämme haben die ersten Glas-Lichtleiter erfunden

Schwämme (Porifera), die entwicklungsbiologisch ältesten, mehrzelligen Tiere, sind in der Lage, mit Hilfe von amorphen Silikatstrukturen Licht weiterzuleiten.

Schon vor über zehn Jahren erregten Funde photosynthetisch aktiver Organismen im Inneren von Schwämmen Aufmerksamkeit. Bis dahin war noch nicht zu erklären, wie diese Organismen im Inneren von Schwämmen ohne Licht überleben konnten.

Bereits damals stellten die Meeresbiologen Elda Gaino und Michele Sara aus Genua (Italien) die These auf, dass eventuell Licht ins Innere der Schwämme geleitet wird. Marine Zoologen der Universität Stuttgart und des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften an der Universität Kiel haben nun im Rahmen des Forschungsprojektes BIOTECmarin den Nachweis erbracht, dass die Silikat-Skelettelemente (Spiculae) des marinen Schwammes Tethya aurantium tatsächlich Umgebungslicht in das Innere des lebenden Schwammes weiterleiten.

Besitzen Schwämme diese Silikatstrukturen nicht – wie zum Beispiel der Goldschwamm Aplysina aerophoba -, kann kein Lichttransport ins Innere nachgewiesen werden. Den Stuttgarter und Kieler Wissenschaftlern ist es damit erstmalig gelungen, die Lichtleitung in einem lebenden Schwamm nachzuweisen. Bisher konnte die Lichtleiterfunktion nur an herauspräparierten Skelettnadeln mit eingekoppeltem Laserlicht gezeigt werden.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden Ende Oktober in der Zeitschrift Journal of Experimental Marine Biology and Ecology unter dem Titel „Light inside sponges“ veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Prof. Franz Brümmer, Biologisches Institut der Uni Stuttgart, Abteilung Zoologie, Tel. 0711/685-65083, e-mail: franz.bruemmer@bio.uni-stuttgart.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer