RWTH-Chemiker unterstützen den Kampf gegen Kastanienschädlinge

Rund fünf Millimeter lang ist der rostbraune Falter mit der schwarz-weißen Flügelzeichnung, dessen Larven auch in Deutschland gewaltige Schäden an Kastanienbäumen anrichten. „Die Miniermotten sind Ende der neunziger Jahre aus Mazedonien eingewandert“, berichtet Dr.rer.nat. Mathias Christmann vom Institut für Organische Chemie.

„Sie verbreiten sich ausgesprochen schnell, da bis zu fünf Generationen pro Jahr auftreten und bisher kein natürlicher Feind existiert.“ Bereits Ende April – parallel zur Kastanienblüte – schlüpfen bei günstiger Witterung die ersten Motten. Die mobileren Männchen werden durch einen Sexuallockstoff der Weibchen angelockt, die sich häufig am Stamm des Baums aufhalten. Jedes Weibchen legt nach der Begattung etwa 40 Eier auf der Oberseite der Kastanienblätter ab. Etwa zwei Wochen später schlüpfen die Larven, die sich zwecks Nahrungsaufnahme durch die Blätter „fräsen“, wodurch die typischen braunen Flecken entstehen.

Eine flächendeckende Bekämpfungsmethode existiert bis heute nicht. Wichtig ist, das Laub im Herbst systematisch zu entfernen, da die Puppen darin überwintern. Außerdem gelingt es, mit Hilfe des synthetisch hergestellten Sexuallockstoffs, zumindest die männlichen Motten in Klebefallen am Stamm zu locken. Dr. Renata Marcia de Figueiredo, Mitglied einer Forschergruppe am Lehrstuhl I für Organische Chemie unter der Leitung von Univ.-Prof. Dieter Enders, entwickelte nun ein vereinfachtes Syntheseverfahren, das auf nachhaltige Katalysatoren setzt. „Bei der so genannten Organokatalyse setzen wir kleine organische Moleküle zur Beschleunigung chemischer Reaktionen ein. Viele dieser so genannten Katalysatoren stammen aus nachwachsenden Quellen. So wird die Aminosäure Prolin beispielsweise aus Hühnerfedern gewonnen, während andere Katalysatoren wie Chinin aus Pflanzen isoliert werden“, berichtet die gebürtige Brasilianerin.

Die Forschungsaktivitäten zur Schädlingsbekämpfung sind ein Anwendungsbeispiel für die Organokatalyse, mit der sich in der Chemie in Aachen insgesamt fünf Arbeitsgruppen im Rahmen eines Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft beschäftigen. „Organokatalytische Verfahren sind auch für die Herstellung von Wirkstoffen interessant“, bestätigt Dr. Mathias Christmann. Da die pharmazeutischen Endprodukte unter bestimmten Nachweisgrenzen frei von Metallrückständen sein müssen, könne es von Vorteil sein, Metall-katalysierte durch organokatalytische Verfahren zu ersetzen.

Weitere Informationen bei:
Dr. Mathias Christmann
Institut für Organische Chemie
Tel: 0241/8094688
E-Mail: Christmann@oc.rwth-aachen.de

Media Contact

Thomas von Salzen idw

Weitere Informationen:

http://www.rwth-aachen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer