Keine Schleimer bei der DFG

Kinder brauchen einen Namen. Das gilt auch für neu entdeckte Bakterien.
Das Bakterium Deefgea rivuli trägt seinen Namen zu Ehren der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Entdeckt wurde Deefgea von Prof. Erko Stackebrandt, Leiter der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) und seinen Mitarbeitern, als sie den außergewöhnlich kalkhaltigen Westerhöfer Bach im Harz untersuchten.

Der ehemalige Präsident der DFG, Prof. Ernst-Ludwig Winnacker, bekundete seine Freude über die Namensgebung und gab zu bedenken: „Mit einer Benennung findet auch eine Parallelisierung zwischen der Bezeichnung und dem Bezeichneten statt.“ Ihn freute besonders, dass Deefgea etwas Bewegliches bezeichnet: das Bakterium besitzt sogenannte Geißeln, mit denen es sich im Wasser fortbewegen kann. Deefgea speichert aber auch Reservestoffe wie Polyphosphate und – es scheidet Schleim aus. Winnacker reagierte augenzwinkernd: „Ich kann aber nicht glauben, dass die DFG etwas schleimbildendes sein soll. Hier muss doch die Trennlinie zwischen Deefgea und der DFG gezogen werden.“ Stackebrandt stellt klar: „Die Fähigkeit zur Schleimbildung ist im Reich der Bakterien ausgesprochen nützlich. Erst dadurch ist es dem Organismus möglich, sich in einer produktiven Lebensgemeinschaft, einem so genannten Biofilm, anzusiedeln und zu wachsen.“

DFG-Förderung gewürdigt

Das Bakterium Deefgea rivuli und seine vielfältigen Eigenschaften werden heute in der Online-Ausgabe des International Journal of Systematics and Evolutionary Microbiology erstmals publiziert – damit ist der Name jetzt für Wissenschaftler in aller Welt ganz offiziell. Der Erstbeschreiber, Prof. Dr. Erko Stackebrandt, einer der weltweit führenden Bakterien-Systematiker, hat in seinem Leben bereits hunderte von Mikroorganismen entdeckt und beschrieben. Die Idee, diesem Einzeller den Gattungsnamen „Deefgea“ zu geben, kam ihm schnell: „Die DFG hat während meiner Forschungstätigkeiten immer wieder Projekte zur Bakteriensystematik und Artenvielfalt gefördert – nicht zuletzt das Harz-Projekt, bei dem wir Deefgea gefunden haben. Es war einfach einmal an der Zeit, danke zu sagen!“ Stackebrandt, der seit 1994 die DSMZ leitet, kam auf die Spur des mobilen Schleimbildners, als er im Sommer letzten Jahres bei mehreren Exkursionen mit Forscherkollegen der Universität Göttingen die Lebensgemeinschaften des nördlich von Göttingen, im Harz gelegenen Westerhöfer Bachs unter die Lupe nahm.

Bakterium bildet Ur-Gestein

Deefgea lebt in extrem kalkhaltigem Wasser und ist offensichtlich an der Bildung von Gesteinen, so genannten Stromatolithen, beteiligt. Stromatolithe sind geschichtete Sedimentgesteine, die ältesten fossilen Belege biologischer Aktivität. Mit ihrem abgesonderten Schleim binden die Bakterien den ausgefallenen Kalk des Wassers und können so zur Bildung des schichtförmigen Kalksteins beitragen.

Media Contact

Milena Wozniczka idw

Weitere Informationen:

http://www.dsmz.de

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