Grundlagen für nachhaltige Fischzucht
Am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei entsteht eine neue Aquarienhalle
Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin erhält eine neue Aquarienhalle. Den Grundstein dafür legen die künftigen Nutzer am 23. Dezember 2004. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde werden Prof. Werner Kloas und Prof. Frank Kirschbaum vorstellen, welchen Zweck der Neubau erfüllt. Der Bau wird neun moderne Kreislaufanlagen zur Fischhaltung und Fischzucht enthalten. Zwei Fischarten stehen bei den Forschungen darin im Mittelpunkt: Der atlantische Stör (Acipenser sturio) und der Zander (Zander lucioperca). In den großen Becken werden unter anderem die mittlerweile mehr als 1,50 Meter langen Störe des IGB leben. Darüber hinaus enthält der Neubau weitere Aquarien- und Messräume sowie einen Kursraum. Der Bau mit einer Hauptnutzfläche von 1.030 Quadratmetern wird die alte Aquarienhalle ersetzen, die mittlerweile in einem desolaten Zustand ist. Die Kosten in Höhe von 2,85 Millionen Euro tragen das Land Berlin, der Bund sowie die Europäische Union (aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung EFRE).
Die Forschungen am IGB sind von Natur aus länderübergreifend. Eines der besten Beispiele dafür ist der Atlantische Stör, der auch in Deutschland wieder eingebürgert werden soll. Die knapp zwei Dutzend Exemplare am IGB stammen aus dem Fluss Gironde in Frankreich. Sie werden seit Jahren am IGB gehalten und nähern sich mittlerweile der Geschlechtsreife. Ihre Nachkommen sollen dereinst wieder die Zuflüsse zur Nordsee und den Atlantik bevölkern; nahe Verwandte aus Kanada werden in die Oder eingesetzt und sollen dann in der Ostsee heimisch werden.
Einen stärkeren regionalen Charakter haben dagegen die Forschungen zum Zander. Hier geht es vor allem darum, die Zucht und die Haltung des begehrten Speisefischs nachhaltig zu gestalten. Der Raubfisch kommt in Spree und Havel vor, doch der Verbrauch übersteigt die Fänge, Zander wird also importiert: „Mancher Fisch, der auf Speisekarten als Havel-Zander angepriesen wird, hat die Havel nie gesehen“, sagt Werner Kloas. Anstatt nun wie bislang Fisch aus Osteuropa zu importieren, könne der Zander auch in modernen Anlagen in der Region gezüchtet werden. Nahezu geschlossene Kreisläufe verbrauchen wenig Wasser und Energie. „Und weil es darin das ganze Jahr warm ist, wachsen die Fische nahezu doppelt so schnell wie in freier Wildbahn“, berichtet Kloas. Die Forschungen am IGB zielen darauf ab, solche Zuchtanlagen umweltfreundlicher zu machen. Nachhaltig ist die regionale Fischzucht auch deshalb, weil lange Transporte entfallen.
Um diese sehr praxisnahen Aspekte der Arbeit des Leibniz-Instituts zu unterstreichen, wollen die Nutzer der neuen Aquarienhalle bei der Grundsteinlegung am Tag vor Heiligabend regionale Fischspezialitäten servieren. „Auch das zeigt, dass wir es mit der Nachhaltigkeit ernst nehmen“, sagt Kloas.
Er selbst arbeitet allerdings auch stark grundlagenorientiert. Der Hormonspezialist untersucht unter anderem Stressfaktoren bei Fischen. Das ist zum einen für die Haltung in Zuchtanlagen wichtig, zum anderen aber auch für die Ökosystemforschung. Denn auch im Freiland gibt es Stress, und dort gibt es ebenfalls hormonell wirksame Substanzen, die die Wasserlebewesen beeinflussen.
Die neue Aquarienhalle wird eine Hauptnutzfläche von 1030 Quadratmetern haben. Sie ersetzt die baufällig gewordene alte Aquarienhalle, die abgerissen wird. Die Baukosten betragen insgesamt 2.853.000 Euro. Bauherr ist der Forschungsverbund Berlin. Die Kosten tragen der Bund, das Land Berlin und die EU. Die Fertigstellung ist für September 2005 geplant.
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