Ergebnisse nicht wie Nadeln im Heuhaufen verstecken / Landwirtschaft ist mehr als die Summe einzelner Indikatoren

Messgrößen (Indikatoren) zur Bewertung landwirtschaftlicher Leistungen und Umweltwirkungen werden derzeit intensiv diskutiert. In verschiedenen Ansätzen und Modellen wird versucht, solche Messgrößen sauber zu erfassen. Aussagefähige Ergebnisse lassen sich dabei aber nur erzielen, wenn beispielsweise zusammen mit dem Indikator „Düngung und Nährstoffbilanzierung“ neben weiteren Faktoren auch das standortspezifische Ertragspotenzial, die Sortenleistung, die Fruchtfolge, der Pflanzenschutzeinsatz, die Witterung und der tatsächlich erzielte Ertrag mit einfließen. Vor dem Hintergrund der hier bestehenden gegenseitigen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen ist der Informationsverlust, der mit der Zusammenfassung verschiedener Indikatoren in einen „aggregierten“ Wert pro Betrieb oder Region einhergeht, kritisch zu hinterfragen(1). Es besteht nämlich die Gefahr, dass wesentliche Erkenntnisse wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen versteckt werden.

Informationen, die sich aus einzelnen Messgrößen im landwirtschaftlichen Betrieb beispielsweise zur Optimierung der Nährstoffverfügbarkeit auf der einen und zur Begrenzung von Nährstoffüberschüssen auf der anderen Seite ableiten lassen, gehen bei einer „Aggregierung“ von Einzelindikatoren in eine Kennzahl pro Betrieb verloren. Aus einer solchen Kennzahl lässt sich bestenfalls herauslesen, dass das Betriebsmanagement noch Spielraum für eine Effizienzsteigerung und weitere Optimierung der Pflanzenernährung bietet. Ob eine Feinsteuerung dann jedoch bei Sortenwahl, Düngermenge, Düngerart, Düngungszeitpunkten, Pflanzenschutz oder an ganz anderer Stelle ansetzen muss, ist dabei nicht zu erkennen.

Trotzdem kann bei der Bewertung nachhaltiger Landnutzungssysteme ein gewisser Aggregierungsgrad oder eine zeitweilige Zusammenfassung der einzelnen Daten sinnvoll sein 1). Entscheidend ist dabei aber, dass die ursprünglich ermittelten, in einem Wert zusammengefassten Daten nicht zur „Nadel im Heuhaufen“ werden, sondern in den jeweils betroffenen Betriebsbereichen oder Betrieben immer noch zur Ableitung notwendiger Entwicklungsschritte analysiert und genutzt werden können

(1) Christen, O., und O’Halloran-Wietholtz, Z., 2002: „Indikatoren für eine nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft“. Heft 3/2002 der ilu-Schriftenreihe. Bezug über die FIL GmbH, Konstantinstraße 90, 53179 Bonn, per Fax unter 02 28 – 9 79 93 40. Preis ¤ 8,70 zzgl. ¤ 1,30 Versandkosten.

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Dr. Andreas Frangenberg ots

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