Schlaue Ziegen – Lernverhalten landwirtschaftlicher Nutztiere untersucht
Rinder sollen den Melkautomaten selbständig aufsuchen und auch wieder verlassen. Schweine sollen ihre individuelle Futterration am Futterautomaten abholen. Dass Nutztiere zu solchen kognitiven Leistungen fähig sind, ist schon länger bekannt. In entsprechenden Lernversuchen werden üblicherweise Einzeltiere untersucht. Am Beispiel des Modelltieres Zwergziege zeigte Dr. Jan Langbein im Seminar für Nutztierwissenschaften der Universität Göttingen, dass auch Gruppen von landwirtschaftlichen Nutztieren visuelle Reize erfolgreich unterscheiden und spezifische Verhaltensantworten erlernen können.
Der Wissenschaftler am Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf untersucht das visuelle Lernvermögen der Ziegen auf Basis einer automatisierten Lernstation ohne Einfluss des Menschen. Dabei zeigte sich, dass die Tiere sowohl auf primäre Verstärker in Form einer Belohnung als auch auf sekundäre Verstärker (Ton) und Kombinationen von beiden reagierten. „Transferaufgaben, in denen ähnliche Symbole erkannt werden sollen, werden ebenfalls gemeistert“, stellte Langbein fest. „Allerdings vergessen die Ziegen nach bisherigen Ergebnissen auch relativ schnell. Nach sechs Wochen müssen sie in der Vergangenheit erlernte Verhaltensweisen neu lernen. Dann brauchen sie aber weniger Ansätze, um zur richtigen Lösung zu gelangen.“ Ähnliches gelte auch für Umstallungen oder andere Managementmaßnahmen.
Langbein machte deutlich, dass Lernen für die Tiere anfänglich zwar mit Stress verbunden sei, die Bewältigung kognitiver Aufgaben könne aber auch zu einer Verbesserung der Haltungsumwelt führen. Die Tiere seien zusätzlich beschäftigt und Langeweile werde vermindert. Zudem könne das Meistern von Lernaufgaben das Wohlbefinden steigern.
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