Spaghetti-Filter reinigt Trinkwasser

Bakterien fressen Perchlorat auf


Giftige Chemikalien können in Zukunft mit Bakterienfiltern eliminiert werden. Einen solchen „Spaghetti-Filter“ haben Wissenschaftler bei der derzeit in Washington stattfindenden Konferenz der American Chemical Society ACS vorgestellt. Dieser filtert gefährliche Schadstoffe wie zum Beispiel Perchlorat aus dem Trinkwasser. Perchlorat ist ein Raketentreibstoff und weit verbreiteter Schadstoff, welcher die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigt.

Das Filtersystem, das von Bruce Rittmann vom Center for Environmental Biotechnology an der Arizona State University in Tempe entwickelt wurde, verwendet Bakterien, die Wasserstoff-Gas und Perchlorat fressen und daraus Wasser und Salz machen. Die Bakterien wachsen an Membranen, die der Dicke eines menschlichen Haares entsprechen und ähnlich wie Spaghetti abgerollt sind. Die Fasern sind mit Wasserstoff gefüllt und in Zylindern gebündelt, durch die das kontaminierte Wasser fließt. Ein 1,5 Meter großes System reinigt vier bis acht Liter pro Minute. Das Team um Rittmann hat im kalifornischen Central Valley das System einem Test unterzogen. Die Experten wollen das Reinigungsverfahren allerdings um das 1.000-fache beschleunigen, um damit das Abwasser einer Kleinstadt effektiv zu säubern.

Bisher hatten die Wissenschaftler mit Hilfe von Bakterien versucht, die mit Essigsäure oder Ethanol gefüttert wurden. Allerdings produzierten diese Salze, die wieder Perchlorat enthielten. Perchlorat findet sich in vielen Trinkwasserreservoirs in den USA. „In Österreich ist dieser Stoff nicht vorhanden“, meint der Umweltbiologe Klaus Rhomberg im Gespräch mit pressetext. Nach Berichten der US-Umweltbehörde EPA wurde in mindestens 20 Bundesstaaten Perchlorat in der Umwelt festgestellt. Allein in Kalifornien wurde die Chemikalie an über 340 Quellen festgestellt. Erst im Vorjahr ist es Wissenschaftlern der Unternehmen Agilent Technologies und Metrohm gelungen, eine Methode zu entwickeln, die den Giftstoff in kontaminierten Wasser feststellen kann.

Die EPA hat für Perchlorat in Wasser einen vorläufigen Grenzwert (PHG) von einem ppb festgelegt. Die neue Meßmethode kann Konzentrationen von weniger als 0.1 ppb in Trink- oder Oberflächenwasser bestimmen. „Das macht deutlich wie giftig dieser Stoff ist“, so Rhomberg auf pte-Anfrage.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verfahrenstechnologie

Dieses Fachgebiet umfasst wissenschaftliche Verfahren zur Änderung von Stoffeigenschaften (Zerkleinern, Kühlen, etc.), Stoffzusammensetzungen (Filtration, Destillation, etc.) und Stoffarten (Oxidation, Hydrierung, etc.).

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Trenntechnologie, Lasertechnologie, Messtechnik, Robotertechnik, Prüftechnik, Beschichtungsverfahren und Analyseverfahren.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer