Wie Kameras das Auto steuern und Roboter Tassen erkennen

Autos fahren alleine in die Parklücke oder halten selbstständig die Spur. Dass dies längst nicht mehr der Oberklasse vorbehalten ist, sondern bereits bei Mittelklassefahrzeugen zum Standardangebot gehört, das liegt auch an den Fortschritten in Forschung und Entwicklung zur Bildverarbeitung. „Und Bildverarbeitung beruht auf Mustererkennung“, erläutert Prof. Dr. Joachim Denzler von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Der Lehrstuhlinhaber für Bildverarbeitung richtet gemeinsam mit Dr. Gunther Notni vom Fraunhofer-Institut für Optik und Angewandte Forschung (IOF) in Jena die 31. Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mustererkennung aus. Vom 9.-11. September werden dazu an der Jenaer Universität rund 150 Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft erwartet, Anmeldungen sind noch zum Tagungsbeginn möglich. Zwei Workshops und zwei Tutorials zu neuen Techniken am 8. September runden das breite Programm ab.

In Vorträgen, bei Workshops und einer Industrieausstellung werden die internationalen Teilnehmer mit den neuesten Erkenntnissen ihres Fachgebiets versorgt. Dazu gehört auch die Erkenntnis, „dass Jena mit seiner Wissenschaft und Wirtschaft ein Zentrum der Bildverarbeitung ist“, wie Prof. Denzler betont und damit erläutert, warum er die zusätzliche Arbeit der Tagungsorganisation auf sich genommen hat. „Hier in Jena sehe ich ein Zentrum, das noch bekannter gemacht werden muss“, sagt der 42-jährige Informatiker und gesteht: „Es gibt aber noch einiges, was gebündelt und verzahnt werden muss“. Die Tagung bietet dazu die Möglichkeiten – auch jene, die exzellente Nachwuchsarbeit zu präsentieren. Denn die Jenaer Tagung ist zwar bereits die 31. der Fachgesellschaft, aber die erste mit einem Nachwuchsforum. Hier haben neun Nachwuchswissenschaftler die Chance, ihre Themen zu präsentieren und mit den Experten zu diskutieren. Dass vier der wissenschaftlichen Arbeiten aus Jena kommen, spricht für die hiesige hohe Qualität, denn zur gesamten Tagung wurde nicht einmal die Hälfte der eingereichten Beiträge angenommen. Auf diese Qualitätssicherung wird viel Wert gelegt und sie macht es erst möglich, dass der Tagungsband in der hoch angesehenen Springer-Reihe „Lecture Notes in Computer Science“ veröffentlicht wird.

Inhaltlich geht es um Themen wie Bewegungsverfolgung, Bildrekonstruktion, Objekterkennung und -verfolgung, Lernen aus Bildern, aber auch neue Anwendungen wie die Bildverarbeitung im Straßenverkehr. Dazu wird u. a. Daimler am 10. September neue Fahrassistenzsysteme an einem Forschungsfahrzeug vorstellen. Doch selbst scheinbar einfache Vorgänge wie das Erkennen einer Tasse durch Roboter, kann durch neue Erkenntnisse in der Bildverarbeitung vereinfacht werden. „Bevor ein Roboter eine Tasse vom Band nehmen kann, gab es Tausende von Bildern und Versuchen, da ein Roboter sofort Probleme hat, die Tasse zu erkennen, wenn der Henkel an einer anderen Stelle ist als er ,gelernt' hat“, erläutert Prof. Denzler. „Und wenn die Tasse eine andere Form hat, muss der Roboter völlig neu lernen“. Doch mit neuen Methoden ist es möglich, die Anzahl der Versuche deutlich zu reduzieren. „Ich bin davon überzeugt, dass drei Versuche reichen müssen und nicht 1.000 notwendig sind“, sagt der Jenaer Bildverarbeitungs-Experte.

Eine neue Technik, wie in sehr kurzer Aufnahmezeit (250 ms) ein exaktes 3D-Bild eines Objekts produziert werden kann, stellt das IOF vor. „Wir beleuchten das Bild mit speziellen Mustern und ermitteln aus dem zurückgeworfenen Licht die Oberfläche so exakt, dass eine dreidimensionale Rekonstruktion des abgebildeten Körpers möglich ist“, erläutert Dr. Notni vom IOF einen anderen Tagungsschwerpunkt.

Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Denzler
Institut für Informatik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 2
07743 Jena
Tel.: 03641 / 946420
E-Mail: joachim.denzler[at]uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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