Dezentrale vs. zentrale Finanzsysteme – IAT diskutiert Wissen und Raum als Unterscheidungsfaktoren
Die herkömmliche Unterscheidung zwischen bankbasierten und kapitalmarktbasierten Finanzsystemen hilft aber bei der Suche nach den Ursachen nur bedingt weiter, vielmehr sollte die räumliche Perspektive einbezogen werden, schlagen Dr. Stefan Gärtner und Franz Flögel vom Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule) vor.
Auf einem Praxis-Wissenschaftsdialog am 19. Juni am IAT soll das finanzwirtschaftliche Spannungsfeld zwischen regionaler Konzentration und dezentraler Versorgung diskutiert werden.
Wie die beiden Wissenschaftler vom IAT-Forschungsbereich Raumkapital in einem aktuell erschienenen Diskussionspapier aufzeigen, verfügen einige Länder, wie Deutschland, über ein ausgeprägtes dezentrales Bankensystem mit vielen regionalorientierten Banken (Sparkassen und Genossenschaftsbanken). Andere Länder, wie z.B. UK, weisen dagegen einen außerordentlich konsolidierten und konzentrierten Bankenmarkt mit wenigen nationalen bzw. internationalen Banken auf. Nach Einschätzung des IAT hat das Engagement der regionalorientierten Banken in Deutschland zu einer Stabilisierung der Kreditversorgung während der Krise beigetragen.
Dezentrale Finanzsysteme zeichnen sich dadurch aus, dass sich die Finanzintermediäre im Wesentlichen auf regionale Geschäftsgebiete beschränken und sie Entscheidungen in räumlicher Nähe zu den Entscheidungsobjekten (z.B. Unternehmenskunden) treffen. Für die Wissensgenerierung wird auf räumliche Nähe gesetzt, so dass weiche Informationen wie „local buzz“ berücksichtigt werden können. Zentrale Finanzsysteme hingegen lassen sich dadurch charakterisieren, dass die Finanzintermediäre räumlich konzentriert überregional Geschäfte tätigen und dass Entscheidungen eher aus der Ferne getroffen werden. Für die Wissensgenerierung und Entscheidungsfindung wird besonders auf harte Informationen und standardisierte Bewertungsverfahren gesetzt.
Die Diskussion der Vor- und Nachteile dezentraler versus zentraler Finanzintermediation zielt nicht darauf ab, die Überlegenheit eines Verfahrens zu beweisen. Die IAT-Wissenschaftler erhoffen sich von der Gegenüberstellung „nur“ die unterschiedlichen Logiken, Stärken und Schwierigkeiten der Intermediationsverfahren herausarbeiten zu können, wozu auch der Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis dient.
Ihre Ansprechpartner:
Franz Flögel, Tel.: 0209-1707-203, E-Mail: floegel@iat.eu
Dr. Stefan Gärtner: Tel.: 0209-1707-164, E-Mail: gaertner@iat.eu
Diskussionspapier:
http://www.iat.eu/forschung-aktuell/2012/fa2012-06.pdf
Veranstaltung:
http://www.iat.eu/files/praxis-wissenschafts-dialog-19-06-2012.pdf
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Weitere Informationen:
http://www.iat.euAlle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten
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