Biomasse hat größtes Ausbaupotential der erneuerbaren Energien

Über 100 Experten bei Fachtagung „BIO-raffiniert“ in Gelsenkirchen

Rund 20 Prozent der Chemikalien, Werkstoffe, Brenn- und Kraftstoffe sollen im Jahre 2020 in Bioraffinerien aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden. Über diese Vision diskutieren weit über 100 Experten aus dem Bundesgebiet heute und morgen bei der dritten Fachtagung „BIO-raffiniert“ im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in Oberhausen und das Kompetenz-Netzwerk „Kraftstoffe der Zukunft“ der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW haben die Veranstaltung unter dem Motto „Von der Vision zur Machbarkeit“ organisiert.

„Um bis zum Jahr 2020 das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, mindestens 20 Prozent des Stroms und 10 Prozent der Primärenergie aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, muss die Nutzung der Biomasse erheblich verstärkt werden. Aufgrund ihres hohen Potentials für die Energienutzung bietet die Biomasse große Chancen für den Klimaschutz. Und gerade in Nordrhein-Westfalen besteht für einheimische Unternehmen aufgrund ihrer technologischen Expertise die Chance, an der Wertschöpfungskette der Biomassenutzung in hohem Maße teilzunehmen“, umriss Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW, die mittelfristigen Ziele für das bevölkerungsreichste Bundesland.

Prof. Dr. Eckhard Weidner, Leiter von Fraunhofer UMSICHT, zollte dem Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland Tribut. So pfiff er die Tagung mit der ersten aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigten Trillerpfeife an und beurteilte die mittelfristigen Perspektiven der Nutzung nachwachsender Rohstoffe in Bioraffinerien durchaus mit Sportsgeist: „Nachwachsende Rohstoffe spielen schon lange nicht mehr in der Regionalliga, sondern sind auf dem Weg, sich für Europa- und Weltmeisterschaften zu qualifizieren. Die Fraunhofer-Gesellschaft baut die »Industrielle weiße Biotechnologie« an exponierter Stelle in ihr wissenschaftliches Portfolio ein. Wir in Oberhausen arbeiten derzeit an einem Fundament für ein Demonstrationszentrum Bioraffinerie, in dem wir gemeinsam mit Partnern aus Nordrhein-Westfalen Anfassproben für den Markt in Form von Technologie- und Produkt-Innovationen entwickeln und die Aus- und Weiterbildung fördern wollen.“

Abschließend erläuterte Dr. Frank Speier, Leiter der Abteilung Forschung und Technologie im NRW-Innovationsministerium: „Die Aktivitäten auf den Gebieten der Biomasse werden zwischen dem Energie- (MWME), dem Umwelt- (MUNLV) und dem Wissenschaftsministerium (MIWFT) abgesprochen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat unter der Leitung der Landesinitiative Zukunftsenergien ein Kompetenznetzwerk „Kraftstoffe der Zukunft³ eingerichtet, das die verschiedenen Interessen in diesem Bereich erfassen, bündeln und zu gemeinsamen Aktionen führen soll. Neben der Umsetzung von Forschungsergebnissen in die wirtschaftliche Praxis steht für das Wissenschaftsministerium die Bündelung der Aktivitäten zur Antragstellung im 7. Forschungsrahmenprogramm der EU im Vordergrund. Die Kosten der Verwendung von Biomasse müssen erheblich gesenkt werden. Das wird nicht nur durch eine Erhöhung der Produktion (economy of scale), sondern entscheidend durch neue technische Verfahren und Prozesse ermöglicht werden. Dazu gehört bei der Biomasse ausdrücklich auch der Bereich der Logistik. Die Substitution der erdölbasierten Produktion durch eine auf nachwachsenden Rohstoffen fundierte Technologie ist eine Aufgabe, die nur unter enger Kooperation vieler Kompetenzträger erreicht werden kann. Es ist daher zukunftsweisend, Zentren wie UMSICHT zu etablieren, die die erforderlichen Technologien in anwendungsnaher Forschung und in Demonstrationsanwendungen zusammenführen.“

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