Naturschutz in die agrarische Landnutzung wirksam integrieren

Im Rahmen der 9. Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) und der 4. Tagung der Vertragsparteien des Cartagena- Protokolls über die biologische Sicherheit vom 12. bis 30. Mai 2008 in Bonn lud die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück) einige Einrichtungen aus allen Bereichen der Wirtschaft, Bildung und Forschung des In- und Auslandes ein, ihre innovativen Projekte aus den Bereichen der biologischen Vielfalt und des Naturschutzes auf einer „Plaza der Vielfalt“ in Bonn zu präsentieren.

So auch das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. aus dem brandenburgischen Müncheberg.

Seit vielen Jahren arbeiten Wissenschaftler des ZALF in verschiedenen u. a. auch von der DBU, dem Bundesamt für Naturschutz sowie dem Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Forschungsprojekten zu Fragestellungen wie:

Wie lässt sich der Naturschutz in die landwirtschaftliche Produktion integrieren? Mit welchen Maßnahmen kann der Landwirt – ohne große Mehraufwendungen – zum Erhalt der Artenvielfalt auf seinen Flächen beitragen? Wie profitiert der Naturschutz von modernster Agrartechnik?

Um besondere Maßnahmen und Strategien zum Erhalt der Lebensräume von Pflanzen und Tieren in der Agrarlandschaft entwickeln zu können, müssen die Ansprüche der Tier- und Pflanzenarten sowie mögliche Konflikte mit der Landwirtschaft wissenschaftlich analysiert werden.

Gerade in den kleingewässerreichen, ackerbaulich genutzten Agrarlandschaften Nordost-Deutschlands besteht ein hohes Konfliktpotential zwischen den Ansprüchen des Landwirtes in der Bodennutzung und den Lebensraumansprüchen der Amphibien. Hier kommen bis zu 10 verschiedene, zum Teil europaweit gefährdete Amphibienarten vor.

Am Beispiel der Rotbauchunke (Bombina bombina) und des Kammmolches (Triturus cristatus) entstand nach einer sehr akribischen und langjährigen Erfassung eine riesige Datenbank mit der die Individuen einer Art, hinsichtlich ihres Vorkommens sowie dem Einfluss der Landnutzung auf die Qualität ihrer räumlich getrennt liegenden Nahrungs-, Wanderungs-, Rückzugs-, Überwinterungs- und Vermehrungshabitate in der Agrarlandschaft nachvollzogen werden können.

Mit solchen Kenntnissen ausgerüstet, können moderne Technologien, wie z. B. die teilflächenspezifische Bewirtschaftung („Precision Farming“) genutzt werden, um diese Arten zu schützen. Der Einsatz von satellitengestützten Steuerungsmodulen in moderner Landtechnik ermöglicht u. a. auch eine gezielte differenzierte Bewirtschaftung von Äckern um zum einen mit den finanziellen Ressourcen des Landwirtes sparsam und effektiv umzugehen und zum anderen die wertvolle Ressource „Biodiversität“ zu erhalten.

Auf der „Plaza der Vielfalt“ (http://www.plaza-der-vielfalt.de) werden auf der Fläche 64 am Stand 91 von Mitarbeitern des ZALF in der Nähe des Konferenzortes neue Methoden zur Datenerfassung von Tierindividuen, beeindruckende Bilder von derartigen „Fingerabdrücken“ von Amphibien sowie innovative Werkzeugen zur Entscheidungsunterstützung im Rahmen der landwirtschaftlichen Produktion zur Berücksichtigung von Zielen des Naturschutzes vorgestellt.

Über das ZALF
Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. betreibt eine interdisziplinäre und integrative Erforschung von Ökosystemen in Agrarlandschaften und Entwicklung ökologisch und ökonomisch vertretbarer Landnutzungssysteme, die auf die zukünftige Entwicklung der ländlichen Räume ausgerichtet ist. Es ist seit 1997 Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

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Heike Schäfer idw

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