BioProfil fördert Entwicklung einer neuen Markierungstechnik für Nervenzellen

Ein Wissenschaftler-Team aus Braunschweig und Göttingen entwickelt neue Antikörper, die gezielt lebende Nervenzellen markieren. Das BioProfil Funktionelle Genomanalyse fördert das Projekt mit 250 000 Euro.

Nervenzellen kommunizieren miteinander durch Freisetzung von Substanzen, der so genannten Neurotransmitter. Diese Neurotransmitter werden im Nervenende hergestellt und dort durch Transport-Proteine in kleine Bläschen gepumpt. Beim Eintreffen eines elektrischen Signals werden die Transmitter in den synaptischen Spalt ausgeschüttet, der zwei Nervenzellen miteinander verbindet. Dort lösen sie wiederum verschiedene chemische und elektrische Reaktionen aus. Jede Nervenzelle besitzt nur ein bestimmtes Transporter-Protein, das wiederum nur einen bestimmten Neurotransmitter transportieren kann. Kennt man also den Transporter, ist auch der Neurotransmittertypus der Nervenzelle identifiziert.

Gegen die Transport-Proteine, die nach der Ausschüttung des Transmitters im Nervenende verbleiben, sollen nun spezifische Antikörper entwickelt werden. Diese Antikörper, die an einen Fluoreszenzfarbstoff gekoppelt sind, sollen an das Transport-Molekül andocken und so ebenfalls in die Bläschen im Nervenende aufgenommen werden. Nervenzellen mit Antikörper leuchten dann in der Zellkultur auf. Fünf verschiedene Nervenzellen-Typen sollen durch die neue Markierung unterscheidbar sein. Bei den bisherigen Identifizierungsmethoden für die verschiedenen Nervenzellen-Typen mussten die Zellen immer fixiert werden. Die neue Farbstoffmarkierung wirkt jedoch auch bei intakten Zellen.

In diesem zweijährigen Verbundprojekt werden die Wissenschaftler der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) die Antikörper herstellen, die Abteilung Neurobiologie vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen steuert das neurobiologische Know-how bei. Die Göttinger Firma Synaptic Systems übernimmt die abschließenden Testverfahren, die Produktveredelung und Vermarktung auf bereits etablierten Vertriebswegen.

„Mit Hilfe der neuen Antikörper könnten Medikamente gezielt an Nervenzellen getestet werden, deren Neurotransmitter-Typus bekannt ist. Dies vereinfacht die Auswertung der Ergebnisse und kann so die Entwicklung von neuen Medikamenten erheblich beschleunigen“, erklärt Dr. Henrik Martens, Projektleiter der Synaptic Systems GmbH. Vorstellbar sei auch, dass durch die neuen markierten Antikörper die Ursachen von Parkinson und andere Krankheiten des Nervensystems leichter entschlüsselt werden können.

„Durch die Expertise der Forscherteams ist das Risiko der Investition relativ klein und die Marktaussichten groß, da die Antikörperpreise auf hohem Niveau stabil sind“, sagt Hannes Schlender, Projektleiter des Bioprofils, „deswegen sehen wir dies als sinnvolle Anschubfinanzierung für ein Projekt, das zahlreiche Forschergruppen in Deutschland nutzen können.“

Über das BioProfil

Das BioProfil „Funktionelle Genomanalyse“ ist eine Initiative von Forschungseinrichtungen und Biotechnologie-Unternehmen der Region Braunschweig, Göttingen, Hannover. Um wissenschaftliche Ergebnisse aus Infektions-, Neuro- und Stammzellbiologie wirtschaftlich nutzbar zu machen, stehen dem BioProfil Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Höhe von 15 Millionen Euro zur Verfügung. Koordiniert wird das BioProfil „Funktionelle Genomanalyse“ von der BioRegioN GmbH.

Media Contact

Hannes Schlender BioRegioN GmbH

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Förderungen Preise

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer