Universität Jena führt neues Modell der Lehrerbildung ein

Neues Jenaer Modell sichert Qualität und könnte Vorbild für deutsche Lehrerausbildung sein

Die Defizite der Schulen – wie jüngst wieder mit den PISA-Studien bewiesen – sind auch Defizite der Lehrer und damit Defizite der Lehrerbildung. Die Friedrich-Schiller-Universität Jena versucht nicht, die Schuld für das schlechte Abschneiden bei anderen zu suchen, sondern hat mit einer Reform der Lehrerbildung reagiert, die ab diesem Jahr umgesetzt wird. Entwickelt wurde ein neues Jenaer Modell der Lehrerbildung, das durch verstärkte Kooperation innerhalb der Universität und mit den anderen Ausbildungspartnern eine hohe Qualität der künftigen Lehrer sicherstellt. „Das Jenaer Modell, mit einer Mischung aus Bewährtem und Neuem, könnte Vorbild für die deutsche Lehrerbildung sein“, ist sich der Prorektor für Lehre Prof. Dr. Stefan Matuschek sicher.

Bisher werden Lehrer zunächst an der Hochschule ausgebildet, um dann in einer unabhängigen zweiten Phase als Referendare in den Studienseminaren den Lehralltag zu lernen. Und auch innerhalb der Universität arbeiten Erziehungswissenschaftler und Fachdidaktiker oft unverbunden nebeneinander. „Diese doppelte Fragmentierung verschwendet Ressourcen, die für eine Qualitätssicherung der Lehre dringend gebraucht werden“, sagt Prof. Matuschek. Die Jenaer Universität hält zwar am Staatsexamen fest, plant aber mit dem neuen Modell eine stärkere Verbindung zwischen erster und zweiter Phase. „Zum anderen wird sie das vorhandene Zentrum für Didaktik in ein Zentrum für Lehrerbildung und Didaktikforschung umgründen, um innerhalb der Universität eine Einrichtung zu schaffen, die die Lehrerbildung konzeptionell koordiniert und durch eigene Forschungen begleitet“, so der Prorektor weiter.

Diese Anpassung lässt sich gut in den gegenwärtigen Reformprozess an der Universität integrieren, da an der Jenaer Alma Mater generell alle Studiengänge modularisiert werden. Die Module, die aus inhaltlich zusammengehörenden Veranstaltungen bestehen, werden durch Leistungspunkte gewichtet und mit einer studienbegleitenden Prüfung abgeschlossen. Dadurch sind die Module zum einen international vergleichbar und kompatibel und genügen dem Bologna-Prozess. Außerdem kennt der Student immer seinen Leistungsstand und kann seine Qualifikation für das Studium jederzeit überdenken. Studierende, die merken, dass sie für den Lehrerberuf ungeeignet sind, können so ohne großen Zeitverlust und noch nach zwei Studienjahren in die Diplom- oder Magister-Studiengänge umsteigen und einen geeigneten Abschluss erlangen. „Durch die Modularisierung übernimmt die Universität Jena stärkere Verantwortung für die Qualität ihrer Lehre“, bekräftigt Matuschek.

Im Zentrum des neuen Jenaer Modells der Lehrerbildung, das mit der Bildungspolitik und den anderen Trägern koordiniert worden ist, steht eine Stärkung der pädagogischen „Berufswissenschaften“. Ein verpflichtendes Eingangspraktikum und ein Praxissemester verstärken die Praxisnähe und führen die Studierenden schneller an die Schulwirklichkeit heran. Da das Praxissemester von der Ausbildungszeit des Referendariats (nun 18 Monate) abgezogen wird, verlängert sich die Ausbildungszeit nicht.

Unterstützung für ihr neues Modell erhält die Friedrich-Schiller-Universität nicht nur von den anderen Trägern der Thüringer Lehrerbildung. Auch die Landesregierung hat das Reformmodell bestätigt und ein neues Gesetz angekündigt, das alle drei Phasen der Lehrerbildung einschließen und sich auch auf die Fragen der Entwicklung von Schulqualität beziehen wird. Außerdem ist eine gemeinsame Arbeitsgruppe „Aus-, Fort- und Weiterbildung des pädagogischen Personals“ eingerichtet worden.

„Das neue Jenaer Modell bietet eine gute Basis für die Erhöhung der Lehrqualität“, ist sich auch Prof. Dr. Will Lütgert sicher. „Doch wir werden beim jetzigen Stand nicht stehen bleiben, sondern das Konzept durch Forschungen am neuen Lehrerbildungszentrum weiter vorantreiben“, verspricht der Direktor des Zentrums für Didaktik. „Damit bietet die Friedrich-Schiller-Universität allen Studieninteressierten eine sehr gute Basis, wenn sie Lehrer werden wollen“, so Lütgert weiter.

Kontakt:

Prof. Dr. Stefan Matuschek
Prorektor für Lehre der Universität Jena
Fürstengraben 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 931020
Fax: 03641 / 931022
E-Mail: prlehre@uni-jena.de

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Axel Burchardt idw

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