Rentenmarkt: Ruhigere Gangart nach sommerlichem Renditeschub

Mit kräftigen Renditeaufschlägen ab Mitte Juni haben sich die Bondinvestoren auf den in Amerika und Asien bereits sichtbaren und einen auch in Europa zu erwartenden konjunkturellen Vorwärtsgang eingestellt. Anhaltend niedrige Leitzinserwartungen dies- und jenseits des Atlantiks bei vorerst geringen Inflationsgefahren sowie gelegentlich aufkeimende Skepsis hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Aufschwungsbewegung über die Stimulierungsmaßnahmen der US-Regierung hinaus haben das Renditeniveau der 10jährigen US-Staatspapiere bei zuletzt knapp 4,2% stabilisiert (mehr als 1% über dem Junitief), während sich die Verzinsung der Bundesanleihen mit weniger Schwankung zuletzt auf 4,15% zubewegte.

Die offenbar bereits seit dem 2. Quartal (BIP annualisiert +3,1%) mit erhöhtem Tempo wachsende US-Wirtschaft dürfte ihre Taktzahl insbesondere im zweiten Halbjahr auf Basis der Steuersenkungen der Regierung, zinsgetriebener Haus- und Konsumnachfrage und Abschreibungserleichterungen nochmals merklich beschleunigen. Die konjunkturellen Expansionsängste der Rentenakteure wurden jedoch zuletzt durch anhaltende Jobverluste, unter den Erwartungen liegende Einzelhandelsumsätze (August +0,6 nach +1,3%) und leicht rückläufige Verbraucherklimadaten der Uni Michigan (September 88,2 nach 89,3 Punkte) gemildert. Zudem ermöglichen die moderaten August-Inflationsdaten (2,2 nach 2,1%, Kernrate 1,3% auf 37-Jahre-Tief) der Notenbank, das ultraniedrige Leitzinsniveau von 1,0% trotz positiver Konjunkturerwartung und hoher Haushalts- und Außendefizite beizubehalten und aufkeimende Spekulationen über eine erforderliche monetäre Straffung zu zerstreuen.

Während Japan nach Jahren der Flaute kräftigere Erholungssignale aussendet (2. Quartal BIP annualisiert +3,9%) überwiegen in der Eurozone (2. Quartal -0,1%) vorerst noch Stagnationstendenzen. Der Internationale Währungsfonds reduzierte zuletzt die Wachstumsschätzung auf 0,5% für das laufende und 1,9% für 2004, d.h. Euroland kommt nicht einmal halb so schnell vorwärts wie die USA. Nicht zuletzt bremsen fehlende Strukturerleichterungen das Expansionspotenzial, während die gefestigte europäische Valuta externe Nachfrageanstöße dämpft. Ungeachtet der durch Energie und Nahrungsmittel (Hitzewelle) höher ausgefallenen August-Preise (2,1 nach 1,9% über Vorjahr, Kernrate 2,0%) bleibt die Aussicht auf Inflationsraten deutlich unterhalb der EZB-Stabilitätsmarke von „nahe 2%“ bestehen und der Handlungsbedarf für die Notenbank vorläufig gering.

Per saldo sollte sich der Renditeanstieg vor allem in Europa zunächst nur verlangsamt fortsetzen. Insbesondere die weltweit beträchtlichen Produktionsreserven in vielen Sektoren limitieren die Preiserhöhungsspielräume – ungeachtet der geldmengen- und verschuldungsbedingt zunehmenden Teuerungspotenziale. Zusätzlich bremsen auf Sicht niedrige Notenbankzinsen ein Davonlaufen der Bondrenditen. Flexiblen Rentenanlegern bietet sich angesichts der steilen Renditestrukturkurve zwar die Chance, mittels verlängerter Laufzeiten inzwischen etwas höhere Erträge zu erzielen; allerdings bleiben langlaufende Papiere riskant, zumal bei Kräftigung der wirtschaftlichen Erholung der Druck in Richtung geldpolitischer Bremsmanöver für neuerliche Unsicherheit sorgen dürfte.

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Hans Beth LRP

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