Deutsche Internet-Gründungen wollen in 2001 rund 100.000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen


Internet-Gründerszene Deutschland

Deutsche Internet-Gründungen wollen in 2001 rund 100.000 Mitarbeiter zusätzlich einstellen
Mangel an Fachkräften wird zur Wachstumsbremse für Gründungen


Branchenübergreifend bietet der Bereich Internet/e-Commerce im laufenden Jahr 2001 ein zusätzliches Beschäftigungspotential von 100.000 Mitarbeitern allein bei Gründungen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, zu der das Forschungsprojekt e-Startup.org an der EUROPEAN BUSINESS SCHOOL (ebs) fast 9.000 Gründungen ausgewertet und befragt hat. An der Befragung nahmen 1.178 Unternehmen teil und machten Angaben zu den für 2001 geplanten Einstellungen. Die Studie steht im Internet unter www.e-startup.org als Download zur Verfügung.

Beschäftigung im Segment

Aktuell sind in Deutschland etwa 15.000 Gründungen im Geschäftsfeld Internet/ e-Commerce aktiv. An ihrer Entstehung waren 28.000 Gründer beteiligt (Team: Æ=2,0 Personen), die größtenteils auch heute noch unternehmerisch aktiv sind.

In Deutschland beschäftigen die Gründungen etwa 151.000 fest angestellte Mitarbeiter, weitere 29.000 entfallen auf Standorte im Ausland. Freie Mitarbeiter haben für die meist kleinen Unternehmen eine hohe Bedeutung. Ihre Zahl beträgt etwa 67.000 Mitarbeiter, die meist projektbezogen oder in Teilzeit eingesetzt werden.

Weitere 80-100.000 Mitarbeiter, die bei etablierten Unternehmen und ausländischen Anbietern beschäftigt sind, können den Geschäftsfeldern Internet und
e-Commerce zugerechnet werden. Damit dürfte die gesamte Beschäftigung im betrachteten Segment der „New Economy“ etwa 250-300.000 Mitarbeiter betragen.

Beschäftigungswachstum

Um die gesteckten Wachstumsziele zu erreichen, planen die Gründungen in 2001 zusätzliche 100.000 Neueinstellungen (über den Ersatz von Abgängen hinaus). Bei moderaten Wachstumsannahmen dürfte der Bedarf der etablierten und ausländischen Unternehmen weitere 20-30.000 Mitarbeiter betragen.

Von diesem Bedarf entfallen 15% auf E-Commerce-Anbieter, 72% auf Anbieter von Internet-Dienstleistungen und 13% auf Technologie-Anbieter (Software und Infrastruktur).


Das zusätzliche Beschäftigungspotential von 100.000 Mitarbeitern wird in 2001 jedoch nicht realisiert werden können. Neben einer steigenden Rate von Firmen-Aufgaben wird vor allem die Situation am Arbeitsmarkt dafür sorgen, dass das Beschäftigungswachstum hinter den Erwartungen zurückbleibt. Weitere Anstrengungen für die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sind notwendig.

Risiken für die Beschäftigung

In den USA haben Firmenschließungen und Restrukturierungen in den letzten Monaten zu einer Entlassungswelle geführt. Aufgrund der Entwicklung an den Kapitalmärkten und einsetzender Konsolidierung kann auch in Deutschland für 2001 von einer steigenden Rate an Firmenaufgaben ausgegangen werden.

Ein höheres Risiko tragen dabei vor allem die etwa 2.000 Beteiligungskapital-finanzierten Gründungen, die durch Venture Capital Gesellschaften, Business Angels oder strategische Investoren finanziert wurden. Auf diese Unternehmen entfallen etwa 35% der Beschäftigung und 57% der geplanten Neueinstellungen.

Deutsche Gründungen haben erst nach dem Start des Neuen Marktes und damit vergleichsweise spät Zugang zu Beteiligungskapital erhalten. Sie sind stärker aus dem eigenen, den Marktbedarf reflektierenden Cashflow gewachsen und damit langsamer, als vergleichbare Unternehmen in den USA. Das Risiko einer großen Entlassungswelle ist in Deutschland daher wesentlich geringer. Durch Firmen- Schließungen frei werdende Mitarbeiter können durch bestehende Unternehmen und neue Gründungen aufgenommen werden.

Als Referenz wurde ein "Worst-case"-Szenario betrachtet. Es basiert auf der Annahme, dass 20% der Gründungen in 2001 scheitern, keine neuen Unternehmen entstehen und die verbleibenden Firmen nur die Hälfte des erwarteten Wachstums realisieren können. Selbst in diesem schlechtesten Fall beträgt der Bedarf der Gründungen noch zusätzliche 25.000 Mitarbeiter in 2001.

Fazit: Sofern das prognostizierte Marktwachstum anhält, können Beschäftigung und weiteres Wachstum der Industrie in Deutschland als gesichert gelten.

Rekrutierungsquellen

Die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich auf die Strategien aus, mit denen Gründungen nach neuen Mitarbeitern suchen. Als wichtigste Quelle gaben die Unternehmen die Rekrutierung aus vorheriger freiberuflicher Tätigkeit an. Bereits an zweiter Stelle findet sich die Abwerbung von anderen Internet-Unternehmen. Gesucht sind vor allem Mitarbeiter mit Industrie-Erfahrung.

Weniger wichtig sind „nach Schule, Ausbildung und Weiterbildung“ sowie „aus Hochschulen und Forschungsinstituten“. Ihre geringere Bedeutung ist vermutlich auf den schlechteren Zugang zu diesen Quellen und andere Karriereabsichten der Kandidaten zurückzuführen. Nur wenig anfreunden konnten sich die Gründungen mit der Gewinnung von Mitarbeitern aus Industrie-Unternehmen. Nur 3% der Teilnehmer hielt diese Quelle für „Sehr wichtig" und nur 9% für „Wichtig“.



Zur Deckung des Mitarbeiterbedarfs hat der lokale Arbeitsmarkt eine hohe Bedeutung. Etwa 60% der bestehenden Mitarbeiter wurden am Standort der Unternehmen gewonnen. Der „Zugang zu qualifizierten Mitarbeitern“ wurde insbesondere von den wachstumsorientierten Gründungen als wichtigster Standortfaktor genannt. Großstädte mit bestehender Gründerszene und breitem Angebot an potentiellen Mitarbeitern werden bevorzugt.

Über die Befragung

Angeschrieben wurden 8.989 Gründungen des Bereichs Internet/e-Commerce, die von einem sechsköpfigen Projektteam von Januar bis August 2000 identifiziert und ausgewertet wurden. Nach einem Pre-Test mit 500 Gründungen im Oktober fand die Hauptbefragung im November 2000 statt. An der Befragung nahmen 1.178 Unternehmen teil, etwa 900 machten Angaben zu ihrer aktuellen Profitabilität und Wachstumserwartung.

Über das Projekt

E-Startup.org ist das Forschungsprojekt zu Internet/e-Commerce Gründungen in Deutschland. Ziel des Projektes ist es, das aktuelle Gründungsverhalten in Deutschland zu erheben und auszuwerten. Auf Basis der erhobenen Daten wird empirisch das Phänomen der Bildung von Technologie-Regionen für die neu entstehende Industrie untersucht. Damit sollen neue Ansatzpunkte für die regionale Standortpolitik und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland gefunden werden.

Das Projekt wird bearbeitet am Stiftungslehrstuhl für Gründungsmanagement und Entrepreneurship der European Business School (ebs) in Oestrich-Winkel. Leiter des von der Deutschen Ausgleichsbank finanzierten Lehrstuhls ist Prof. Dr. Heinz Klandt. Projektleiter von e-Startup.org ist Lutz Krafft, der seit 1993 als Berater bei der Boston Consulting Group tätig ist.

Weitere Informationen über das Projekt und über den Lehrstuhl erhalten Sie über die Pressestelle der Hochschule oder auf folgender Internetseite: www.e-startup.org.

Wiebke Schöpper, Tel. 06723-69-141,
E-Mail: wiebke.schoepper@ebs.de

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

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Wiebke Schöpper idw

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