Europäische Fusionsphysiker tagen in Tirol

Spezialisten erörtern dort die aktuellsten Erkentnisse zur Physik von heißen Plasmen und diskutieren deren Bedeutung für die Erforschung der Fusionsenergie.

Strömungen in Flüssigkeiten, Gasen und Plasmen haben in vielen Bereichen Bedeutung: Sie bestimmen unser Wetter, die Aerodynamik von Flug- und Fahrzeugen oder das Fließverhalten von Gewässern. Strömungen können einmal verwirbelt und chaotisch sein, und dann wieder geordnet und stabil erscheinen.

Auch in den mehrere hundert Millionen Grad heißen Plasmen zur Erforschung der Energieerzeugung durch Kernfusion entstehen starke Strömungen und beeinflussen wesentlich deren Eigenschaften. Über die Ursachen und Wirkungen solcher Strömungen in Fusionsplasmen diskutieren Physikerinnen und Physiker aus ganz Europa vom 6. bis zum 8. Dezember 2010 auf dem „18th European Fusion Physics Workshop“ (EFPW) in Tirol. Die Tagung wird in diesem Jahr von der Assoziation Euratom-ÖAW der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Physikern der Universität Innsbruck unter lokaler Leitung von Prof. Siegbert Kuhn (Institut für Theoretische Physik) in Mayrhofen ausgetragen.

Etwa 90 auf dem Gebiet der Fusionsforschung führende Experten aus mehr als 20 Ländern erarbeiten auf der Klausurtagung im Europahaus in Mayrhofen neue Methoden und Strategien zur experimentellen und theoretischen Untersuchung von Plasmaströmungen. Auch Österreich ist dabei durch Prof. Alexander Kendl vom Institut für Ionenphysik und Angewandte Physik der Universität Innsbruck mit einen eingeladenen Vortrag zum Thema „3D Effekte auf Turbulenz und Zonenströmungen“ vertreten.

Im Mittelpunkt des Interesses der Workshopteilnehmer liegen dabei die Auswirkungen von Strömungen auf die Stabilität der magnetisch eingeschlossenen Plasmen und auf den Transport von Energie und Teilchen aus dem Plasma heraus. Das Ziel der weltweiten Fusionsforschung ist es, ein heißes Gas aus Wasserstoff möglichst lange und stabil in einem Magnetfeldkäfig zusammenzuhalten, um so die Energieerzeugung durch Verschmelzung der Teilchen nach dem Vorbild der Sonne in einem Kraftwerk auf der Erde zu verwirklichen. Dem wollen die Forscher in Zukunft mit dem Fusionsexperiment ITER näherkommen, welches derzeit in Frankreich gebaut wird. Auf dem Weg zur Nutzung der Fusionsenergie sind aber nicht nur einige technische, sondern auch noch grundlegende physikalische Fragen zu lösen. Der Workshop in Tirol zeigt dabei einmal mehr die Bedeutung von internationaler Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung.

Rückfragehinweis:
Univ.-Prof. Dr. Siegbert Kuhn
Institut für Theoretische Physik
Universität Innsbruck
Tel: +43 699 1290 4374
E-Mail: Siegbert.Kuhn@uibk.ac.at

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Dr. Christian Flatz idw

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