Genforschung für die Seele

Moderne Konzepte in der Psychiatrie

Erkrankungen der Seele sind auch heute noch eines der großen Tabus unserer Gesellschaft. Und das, obwohl viele Menschen davon betroffen sind. So durchlebt fast jeder fünfte Bundesbürger mindestens einmal in seinem Leben eine behandlungsbedürftige depressive Phase; die weitaus meisten Suizide in Deutschland sind die Folge schwerer Depressionen. Mit den Erkrankten leiden auch ihre Angehörigen. Doch trotz der hohen Zahl direkt Betroffener gibt es noch immer viele Vorurteile – über psychiatrische Erkrankungen wie auch über die Möglichkeiten der Therapie. Unter dem Titel „Genforschung für die Seele“ diskutieren deshalb beim nächsten Max-Planck-Forum am 23. Mai in München Professor Dr. Dr. Florian Holsboer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, und Dr. Christina Berndt, Redakteurin der Süddeutschen Zeitung, über moderne Konzepte in der Psychiatrie.

Florian Holsboer, Chemiker und Mediziner, hat den Denkstil in der Psychiatrie verändert. Heute einer der bekanntesten Depressionsforscher, galt er am Anfang seiner medizinischen Karriere als der „Chemiker auf dem Lehrstuhl für Psychiatrie“. Zu ungewöhnlich war der naturwissenschaftliche Ansatz, mit dem er in den achtziger Jahren moderne biochemische und neurobiologische Methoden in die Psychiatrie einführte. Sein Konzept „From bed to bench and back“ steht für die enge Verknüpfung von Grundlagenforschung, klinischer Forschung und Patientenbetreuung. Der Weg der wissenschaftlichen Erkenntnis führt für Holsboer vom Krankenbett ins Labor und zurück – zum Wohle seiner Patienten.

Am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München arbeiten Mediziner, Psychologen und Grundlagenforscher aller naturwissenschaftlichen Disziplinen gemeinsam an der Klärung der Ursachen psychiatrischer und neurologischer Erkrankungen und der Entwicklung und Verbesserung möglicher Therapien. In der zum Institut gehörenden Klinik und den angeschlossenen Ambulanzen werden jedes Jahr ca. 1200 Patienten stationär und weitere 5000 ambulant behandelt. Klinische Beobachtungen, die während Diagnose und Therapieprozess gemacht werden, fließen in neue wissenschaftliche Fragestellungen und Konzepte ein; Erkenntnisse der Grundlagenforschung finden direkten Eingang in die Planung der klinischen Studien. Ein Schwerpunkt des Instituts ist die Erforschung der genetischen Grundlagen von Depressionen und Angsterkrankungen mit dem Ziel, „maßgeschneiderte“, an das persönliche Genprofil des einzelnen Patienten angepasste, Medikamente entwickeln zu können.

Die Veranstaltung findet statt am Dienstag, 23. Mai 2006 um 19.00 Uhr, Max-Planck-Haus am Hofgarten, Hofgartenstr. 8, 80539 München.

Da die Zahl der Plätze begrenzt ist, bitten wir um Anmeldung:
Max-Planck-Gesellschaft, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.:089/2108-1296, Email: forum@gv.mpg.de

Media Contact

Dr. Andreas Trepte Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.mpg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neuartiges Material für nachhaltiges Bauen

Innovativer Werkstoff für eine energieeffiziente Architektur: Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) stellen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Communications ein polymerbasiertes Material mit besonderen Eigenschaften vor. Das…

Neues Antibiotikum gegen Erreger der Flussblindheit und Lymphatischen Filariose

Prof. Achim Hoerauf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB), und seinem Team ist es in Kollaboration mit der Abteilung Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie…

Evolutionäre Genomik: Folgen biodiverser Fortpflanzungssysteme

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Einrichtung eines neuen Graduiertenkollegs (GRK) in der Biologie an der Universität Göttingen. Das GRK mit dem Titel „Evolutionary Genomics: Consequences of Biodiverse Reproductive Systems…

Partner & Förderer