Computer als Versuchskaninchen


Neue Technik vermeidet teure Tests Aufmerksamkeitsverteilung bei Bildern

Was bisher aufwändige Versuche mit Testpersonen erforderte, kann nun ein Computer leisten: Die unter der Leitung von PD Dr. Rainer Höger (Fakultät für Psychologie) zusammen mit der ZEUS GmbH entwickelte Technik VISATT (für „visual attention“) erlaubt es nun, die Aufmerksamkeitsverteilung bei der Betrachtung von Bildern per Computer zu simulieren. Binnen Sekunden liefert das Programm präzise Werte für die Aufmerksamkeitsstärke in verschiedenen Bildbereichen. Die neue Technik könnte in der Analyse von Displays und Hinweistafeln oder auch in der Werbewirkungsforschung Einsatz finden.
Wo wir zuerst hinsehen…

Wenn man einem Betrachter ein Bild vorlegt und er es ansieht, dann nimmt er nicht sofort alles wahr, was es zeigt. Seine Wahrnehmung sucht sich zunächst diejenigen Bildteile heraus, die besonders interessant oder wichtig erscheinen, um sie zu verarbeiten. Welche das jedoch bei einem einzelnen Bild sind, das konnten Wissenschaftler bisher nur mit aufwändigen Versuchen nachweisen: Sie legten es Testpersonen vor und analysierten dabei deren Blick- und Aufmerksamkeitsverhalten.

…weiß der Computer

Diese Zeiten sind nun vorbei, dank einem neuen Verfahren zur Aufmerksamkeitsanalyse bei der Bildwahrnehmung. Das Programm simuliert Teilbereiche der komplexen Vorgänge im menschlichen Wahrnehmungssystem. Nachdem das Bild mit Hilfe eines Scanners digitalisiert ist, beginnt das Programm es zu durchmustern. Es identifiziert u. a. einzelne Objekte und Objektteile im Bild und prüft, in welchem Ausmaß sie sich vom Hintergrund abheben. Nach einer Vielzahl von Berechnungsschritten gibt es dann für einzelne Bildbereiche Werte aus, die die Aufmerksamkeitsstärke anzeigen. Der ganze Prozess dauert nur wenige Sekunden und erfordert einen handelsüblichen PC. Vergleichstests mit Testpersonengruppen haben eine sehr hohe Übereinstimmung zwischen den Ergebnissen der Aufmerksamkeitsmessung durch Mensch und Computer ergeben. Das neue Programm bietet sich für alle Anwendungsgebiete an, in denen Informationen bildhaft dargestellt werden, z. B. für die Analyse von Hinweistafeln, Displays in technischen Einrichtungen und Fahrzeugen und nicht zuletzt in der Werbung.

Weitere Informationen

PD Dr. Rainer Höger, AE Kognitions- und Umweltpsychologie, Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22670, Fax: 0234/32-14-308, E-Mail: rainer.hoeger@ruhr-uni-bochum.de

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Dr. Josef König idw

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