Burnout in der Rushhour des Lebens

Soziologen nennen den biografischen Abschnitt zwischen dem Ende der Ausbildung und der Lebensmitte griffig „Rushhour des Lebens“. In dieser Zeit drängt sich vieles zusammen: Familiengründung, Kinderbetreuung und Berufseinstieg, dazuhäufig der Erwerb eines Eigenheims und die Sorge um alt gewordene Eltern. Die Tücke dieser Lebensphase: eigentlich Unvereinbares muss vereint werden, der Burnout droht. Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger prägte 1974 den Begriff „Burnout“. Dieses „Laster der Moderne“ ist eines der drei Titelthemen in der aktuellen Ausgabe der medtropole, dem Klinik-Magazin für einweisende Ärzte.

In seinem Aufsatz beschreibt Prof. Dr. Michael Sadre Chirazi-Stark ein typisches Fallbeispiel, sowie Entstehung und Entwicklung des Bournouts mit den daran beteiligten Faktoren. Der Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Hamburger Asklepios Westklinikums Rissen erläutert die wichtigsten Fragen:

o Wie erkenne ich Burnout?
o Welche Ursachen führen zum Burnout und wer ist gefährdet?
o Welche Folgen hat ein Burnout und welche Behandlungsansätze gibt es?
In Zeiten zunehmender Arbeitsbelastung in Krankenhäusern ist das Thema Burnout auch für die Asklepios Kliniken als verantwortungsbewusster Arbeitgeber ein ernstzunehmender Aspekt bei der Gestaltung der Arbeitsumgebung. Als größte Klinikkette Europas verfügen die Asklepios Kliniken Hamburg zudem mit den Chefärzten Prof. Dr. Michael Sadre Chirazi-Stark (Rissen), Dr. Hans Peter Unger (Harburg) sowie den Ärztlichen Direktoren der Asklepios Klinik Nord/Ochsenzoll, PD Dr. Claas-Hinrich Lammers und Prof. Dr. Dr. Stephan Ahrens (Rissen) über bundesweit anerkannte Experten auf diesem Gebiet. Eine Auswahl auch für Laien öffentlich zugänglicher Referenzen:
o Prof. Dr. Dr. Stephan Ahrens im Hamburger Abendblatt und auf NDR 90,3:
http://www.abendblatt.de/daten/2006/09/02/605660.html
o Prof. Dr. Michael Sadre Chirazi-Stark im Hamburger Abendblatt:
http://www.abendblatt.de/daten/2007/09/27/798639.html
o Claas-Hinrich Lammers im Stern:
http://www.stern.de/wissenschaft/mensch/:Burnout-Wenn-Ersch%F6pfung/581289.html?eid=593243
o Dr. Hans Peter Unger im Focus:
http://www.focus.de/jobs/berufsalltag/tid-6577/burn-out_aid_63291.html
Auszug aus dem aktuellen Aufsatz von Prof. Dr. Michael Sadre Chirazi-Stark:
Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger prägte 1974 in einem Aufsatz den Begriff „Burnout“, der in den USA in kürzester Zeit populär wurde. Es handelt sich nicht um eine gewöhnliche Arbeitsmüdigkeit, sondern um einen Zustand wechselhafter Gefühle der Erschöpfung und Anspannung. Der Begriff Burnout beschreibt etwas, das die klassische psychiatrische Nomenklatur nicht vorhält, in der er als Diagnose nicht existiert. Dort spricht man von einer „Anpassungsstörung“, „Belastungsstörung“ oder „depressiven Störung“. Aber in dieser Terminologie hat immer der Patient Schuld – er ist '“gestört“. Burnout dagegen vermittelt das Gefühl, Ursache seien die Umstände, er klingt nach kollektivem Schicksal.
Burnout beginnt mit Überaktivität, „übertriebenem“ Engagement, Hyperaktivität, einem Gefühl der Unentbehrlichkeit, Verleugnung eigener Bedürfnisse und das gesteigerte Engagement wird von Erschöpfungssymptomen wie chronischer Müdigkeit und Energiemangel begleitet. Der überaktiven Phase folgen ein emotionaler, geistiger und verhaltensmäßiger Rückzug von der Arbeit und der sozialen Umwelt allgemein. Emotional beschreiben Betroffene den Verlust positiver Gefühle, eine emotionale Distanzierung, die Stereotypisierung anderer Personen, Schuldzuweisung auf andere, ein allgemeines Gefühl abzustumpfen und härter/zynischer zu werden. Die Folge sind Kontaktverlust, Verlust von Idealismus, eine negative Einstellung zur Arbeit und erhöhte Ansprüche als Folge der „inneren Kündigung“. Dann folgen ein tatsächlicher Abbau der Leistungsfähigkeit, der Konzentration, der Motivation und der Kreativität. Konzentrationsschwächen bei der Arbeit führen zur Desorganisation, zu unsystematischer Arbeitsplanung, Entscheidungsunfähigkeit und insgesamt verringerter Initiative, damit Fehlen von Erneuerungsvorschlägen, einer verringerten Flexibilität. Letztlich entsteht ein rigides Schwarz-Weiß-Denken, Dienst nach Vorschrift und Widerstand gegen Veränderungen aller Art.

Schließlich droht eine ausgeprägte depressive Reaktion mit Verzweiflung, verstärkten Hilflosigkeitsgefühlen bis hin zu existenzieller Verzweiflung, allgemeiner Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens.

Wer ist gefährdet?
Gefährdet sind Personen mit fast immer Mehrfachbelastungen, Tätigkeiten mit hohem Zeit-, Kosten- und Termindruck bei gleichzeitig „schlechtem Arbeitsklima“, sowie mit Berufen, die in der Gesellschaft relativ geringe Anerkennung finden (z. B. sozialen, pflegerischen oder pädagogischen Berufen). Beim Burnout lassen sich persönliche Ursachen unterscheiden wie ungünstiges Stressmanagement, hohe Erwartungen und Ansprüche an sich selbst, starke Emotionalität, labiles Selbstwertgefühl, ausgeprägter Wunsch nach Anerkennung, unrealistische Situationswahrnehmung. Zu den sozialen und organisationspsychologischen Ursachen gehören unklare Erfolgskriterien, fehlendes Feedback, wenig Anerkennung, Mangel an Autonomie, Handlungs- und Entfaltungsspielraum, Überforderung und Zeitdruck, negatives Betriebsklima, allgemeine Unzufriedenheit, gleichförmige Routine und wenig soziale Unterstützung.

Media Contact

Rudi Schmidt idw

Weitere Informationen:

http://www.medtropole.de

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