Europäische Union fördert Projekt zur Verhinderung von Komplikationen bei Stammzelltransplantation

Bei verschiedenen Bluterkrankungen, vor allem Leukämien, kann die Transplantation von Stammzellen lebensrettend sein. Bei 30-50% solcher Transplantationen kommt es jedoch zu Angriffen der Immunzellen des Spenders gegen das Gewebe des Empfängers. Betroffen sind vor allem die Haut, die Schleimhäute von Magen und Darm und die inneren Organe.

Mediziner sprechen von der „Spender-gegen-Wirt-Erkrankung“ (graft versus host disease, GVHD), die als schwere Komplikation nach einer Stammzelltransplantation auftreten kann. Im internationalen TREGeneration-Projekt im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms Horizon 2020 soll ein neuer zelltherapeutischer Ansatz getestet werden, von dem sich die Wissenschaftler weniger Nebenwirkungen erhoffen, als dies bei den bisherigen pharmakologischen Vorgehensweisen der Fall ist.

Im Zentrum des Projekts stehen fünf klinische Studien, die parallel an verschiedenen Orten in unterschiedlichen Staaten der EU durchgeführt werden. In jeder dieser Studien sollen die Patienten mit einer bestimmten Untergruppe der Blutzellen, den sogenannten regulatorischen T-Zellen, aus dem Blut ihrer jeweiligen Spender behandelt werden.

Die regulatorischen T-Zellen können die Gewebeschäden unterdrücken, die regelmässig bei Transplantationen von T-Zellen aus dem Knochenmark des Spenders hervorgerufen werden. Mithilfe der frühen klinischen Studien (Phase 1 und 2) soll zunächst die Dosis ermittelt werden, die für eine sichere Zelltherapie erforderlich ist. Darüber hinaus erhoffen sich die Wissenschaftler auch erste Daten zur Wirksamkeit der Therapie.

Die Aufgabe der Berliner Gruppen um Marie-Laure Yaspo vom Max-Planck-Institut für molekulare Genetik und Hans Lehrach bei Alacris Theranostics GmbH ist die Analyse des individuellen Immunstatus der Studienteilnehmer mithilfe einer von ihnen selbst entwickelten Technologie. Die T-Zell-Rezeptoren der Patienten- und Spender werden mittels Hochdurchsatz-Sequenzierung zu verschiedenen Zeitpunkten vor und nach der Behandlung auf ihren individuellen Immunstatus („deep immune status“) untersucht, dabei soll die Entwicklung individueller T-Zell-Klone und Untergruppen im Verlauf der Studien verfolgt werden. Die Forscher hoffen, dass ihre Ergebnisse zu einem besseren Verständnis der immunsuppressiven Effekte bei der Behandlung mit regulatorischen T-Zellen beitragen werden.

Das TREGeneration-Konsortium unter Leitung von João Forjaz de Lacerda vom Institut für Molekulare Medizin in Lissabon, Portugal, vereinigt insgesamt 8 Partnergruppen aus fünf europäischen Staaten. Die klinischen Studien werden von Lacerda, Matthias Edinger an der Universitätsklinik Regensburg, Frédéric Baron vom Laboratorium für Zell- und Gentherapie in Liège, Belgien, und Mario Arpinati vom Universitätsklinikum S. Orsola-Malpighi in Bologna, Italien, durchgeführt. Für die statistische Analyse der präklinischen und klinischen Daten ist die Abteilung für Biostatistik der Universität Liverpool verantwortlich. Das Projektmanagement erfolgt durch das in München ansässige Unternehmen GABO:mi.

Hintergrundinformation

Das europäische Forschungsprogramm Horizon 2020

Die Europäische Union schreibt regelmäßig Forschungsprogramme aus, um den europäischen Forschungs- und Innovationsstandort zu stärken. Über diese Programme vergibt die Europäische Union Finanzmittel an grenzüberschreitende Forschungsprojekte. Das aktuelle Forschungsprogramm Horizon 2020 ist mit einem Budget von fast 80 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 7 Jahren (2014-2020) das größte europäische Forschungsprogramm aller Zeiten. Horizon 2020 hat zum Ziel, durch internationale Zusammenarbeit in Forschung und Innovation den großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie der Bekämpfung von Krankheiten, der langfristigen Sicherung der Energieversorgung oder dem Klimawandel gemeinsam erfolgreich zu begegnen. Forscher aus der ganzen Welt sollen dabei unterstützt und gefördert werden, Lösungen zu gesellschaftlich relevanten Problemen zu erarbeiten.

http://www.molgen.mpg.de

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Dr. Patricia Marquardt Max-Planck-Institut für molekulare Genetik

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