Leiterbahnen für Leuchtwunder

Mit einem neuen Herstellungsverfahren lassen sich extrem feine Leiterbahnen auf Glas aufbringen. (© Fraunhofer ILT)

Ein kurzer Druck auf den Lichtschalter – und die gesamte Decke leuchtet in einem gleichmäßigen, angenehmen Farbton. Noch gibt es diesen »leuchtenden Himmel« nicht zu kaufen, aber Forscher aus aller Welt arbeiten mit Hochdruck daran. Die Technik, die dahinter steckt, basiert auf organischen Leuchtdioden, kurz OLEDs.

Diese verwenden spezielle Moleküle, die Licht aussenden, sobald Strom durch sie fließt. Zwar gibt es seit kurzem die ersten OLED-Leuchten zu kaufen, aber sie sind klein und teuer. Eine flache Scheibe mit einem Durchmesser von acht Zentimetern kostet rund 250 Euro. Experten des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT in Aachen arbeiten jetzt gemeinsam mit Philips an einem Verfahren, mit dessen Hilfe die Lampen deutlich größer und billiger werden sollen – und damit tauglich für den Massenmarkt.

Die neuen Lampen sind vor allem wegen des aufwändigen Herstellungsprozesses teuer. Eine OLED-Leuchte besteht aus einem sandwichartigen Schichtaufbau: unten eine flächige Elektrode, darüber diverse Zwischenschichten, sowie die eigentliche Leuchtschicht aus organischen Molekülen. Den Abschluss bildet eine zweite Elektrode aus einem Spezialmaterial namens ITO (Indiumzinnoxid, engl. indium tin oxide). Gemeinsam mit der unteren Elektrode hat die ITO-Schicht die Aufgabe, die OLED-Moleküle mit Strom zu versorgen und dadurch zum Leuchten zu bringen. Das Problem: Die ITO-Elektrode ist nicht leitfähig genug, um den Strom gleichmäßig über eine größere Fläche zu verteilen.

Die Folge: Statt ein homogenes Leuchtbild abzugeben, nimmt die Helligkeit in der Mitte der Flächenleuchte sichtbar ab. »Um das auszugleichen, bringt man zusätzliche Leiterbahnen auf die ITO-Schicht auf«, sagt Christian Vedder, Projektleiter am ILT. »Diese Leiterbahnen bestehen aus Metall und verteilen den Strom gleichmäßig über die Fläche, so dass die Lampe homogen leuchtet.«

Üblicherweise werden die Leiterbahnen durch einen energieintensiven Aufdampfprozess aufgebracht: »Bei dieser Methode werden nur maximal zehn Prozent des aufgebrachten Metalls verwendet. Der große Rest einschließlich der chemischen Ätzmittel muss aufwändig entsorgt werden«, erklärt Christian Vedder. Anders bei dem neuen Verfahren der ILT-Forscher: Statt viel Material aufzudampfen und das meiste davon wieder zu entfernen, bringen die Wissenschaftler nur genau soviel Metall auf, wie benötigt wird. Zunächst legen sie eine Maskenfolie auf die Oberfl äche der ITO-Elektrode.

Dort, wo später die Leiterbahnen sein sollen, sind in der Maske mikrometerfeine Schlitze eingebracht. Auf diese Maske legen die Forscher eine dünne Metallfolie aus Aluminium, Kupfer oder Silber – dem Metall, aus dem die Leiterbahnen bestehen sollen. Danach fährt ein Laser mit einer Geschwindigkeit von mehreren Metern pro Sekunde das Leiterbahnmuster ab. Das Metall schmilzt und verdampft; der Dampfdruck sorgt dafür, dass die Schmelztropfen durch die feinen Ritzen in der Maske auf die ITO-Elektrode gedrückt werden.

Als Ergebnis entstehen extrem feine Leiterbahnen. Mit bis zu 40 Mikrometern sind sie deutlich schmaler als die 100 Mikrometer breiten Leiterbahnen, die man mit konventioneller Technik herstellen kann. »Im Labor konnten wir bereits zeigen, dass unsere Methode funktioniert«, erklärt Vedder. »Der nächste Schritt ist, das Verfahren gemeinsam mit unserem Partner Philips in die industrielle Praxis umzusetzen und eine Anlagentechnik zu entwickeln, mit der sich die Leiterbahnen im großen Maßstab kostengünstig aufbringen lassen.« In zwei bis drei Jahren könnte das neue Laserverfahren praxisreif sein.

Media Contact

Christian Vedder Fraunhofer Mediendienst

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer