Erfolg vietnamesischer Schüler auf der Spur

Nicht erst seit der PISA-Studie wird in Deutschland intensiv über die Bildungsbenachteiligung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien diskutiert. Was in diesen Debatten jedoch oftmals übersehen wird, sind die teilweise erheblichen Unterschiede zwischen verschiedenen Migrantengruppen. Dies erscheint umso bemerkenswerter, als dass Schüler mit vietnamesischem Migrationshintergrund in vielerlei Hinsicht sogar erfolgreicher im deutschen Bildungssystem sind als einheimische Schüler.

Ein differenzierter Blick auf Bildungsstatistiken zeigt, dass weit über 50 Prozent der Kinder aus vietnamesischen Familien den Sprung auf das Gymnasium schaffen. Damit ist der Anteil der vietnamesischen Jugendlichen, die zum Abitur streben, höher als der Anteil unter deutschen Schülern. Und gegenüber ihren Alterskollegen aus türkischen Familien liegt die Gymnasialquote sogar fast fünfmal so hoch.

Warum sind unterschiedliche Herkunftsgruppen unterschiedlich bildungserfolgreich? Mit dem gleichlautenden Projekt wollen Soziologen der Technischen Universität Chemnitz und Erziehungswissenschaftler der Universität Hamburg den Ursachen für das bessere Abschneiden von jungen Menschen aus vietnamesischen Familien im Vergleich zu türkischen und deutschen Familien auf den Grund gehen. Zu diesem Zweck werden in Sachsen und Hamburg persönliche Interviews mit mehr als 1.500 Müttern aus diesen drei Zielgruppen und ihren Kindern durchgeführt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt hierfür im Rahmen der Förderrichtlinie „Chancengerechtigkeit und Teilhabe – Sozialer Wandel und Strategien der Förderung“ knapp eine halbe Million Euro zur Verfügung.

Im Zentrum der Untersuchung stehen die Ausstattung der Familien mit bestimmten Ressourcen sowie elterliche Bildungsinvestitionen zum Zeitpunkt des Übergangs der Kinder in den Kindergarten, die Grundschule, die Sekundarstufe I und die Sekundarstufe II bzw. das Berufsbildungssystem. Unter anderem soll geklärt werden, welche Bedeutung dem Bildungsniveau der Eltern und deren Vertrautheit mit den Organisationsformen und Anforderungen des deutschen Bildungssystems hinsichtlich der Schulleistungen und Sprachkompetenzen ihrer Kinder zukommt. Ebenso von Interesse ist die Frage, welche Wege der Beschaffung relevanter Informationen den Eltern offen stehen und inwiefern persönliche Bezugspersonen der Familie einen Einfluss auf Bildungsentscheidungen ausüben.

Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens versprechen Aufschluss darüber, welche familialen Bedingungen besonders förderlich für Bildungserfolg sind. Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag für die Bildungspraxis, wie Prof. Dr. Bernhard Nauck, Inhaber der Professur Allgemeine Soziologie I an der TU Chemnitz, betont: „Wir schaffen eine empirische Grundlage für die Gestaltung beziehungsweise Optimierung von Angeboten der Elternbildung, die an den vorgefundenen Erfolgsstrategien familialer Unterstützung anknüpfen.“ Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Die Leitung liegt bei Prof. Nauck sowie bei Prof. Dr. Ingrid Gogolin von der Universität Hamburg.

Projekt-Homepage: http://www.tu-chemnitz.de/hsw/soziologie/institut/_-502.html

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Bernhard Nauck, Professur Allgemeine Soziologie I, Telefon 0371 531-32402, E-Mail bernhard.nauck@soziologie.tu-chemnitz.de

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Katharina Thehos idw

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