45 Minuten sind nicht genug: Ergebnis einer Videostudio im Physikunterricht

„Ganz wichtig für sinnvolles Lernen sind vor allem die Reflexions- und Verallgemeinerungsphasen am Ende einer Unterrichtsstunde, für die bei 45 Minuten Unterrichtszeit häufig die Zeit nicht reicht“, betont der Physikdidaktiker Prof. Dr. Hans Ernst Fischer, der die DFG-Forschergruppe Naturwissenschaftlicher Unterricht leitet. Über mehrere Monate verfolgten die Unterrichtsforscher 18 Physiklehrer und deren Schüler im Physikunterricht. Die Lernprozesse der Schüler standen dabei im Mittelpunkt.

Nach der Lehr-Lern-Psychologie sollte guter Unterricht in verschiedene Unterrichtsphasen aufgeteilt werden, damit Schüler überhaupt die Möglichkeit haben, sinnvoll zu lernen. Die Theorie besagt, dass nach einführenden Phasen zu Beginn und erarbeitenden Phasen vertiefende, verallgemeinernde oder reflektierende Phasen am Ende einer Unterrichtsstunde folgen müssen. Erst damit erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, neues Wissen erfassen, einordnen, anwenden und behalten zu können.

Die Forscher haben 80 Unterrichtsstunden von 18 Physikklassen aus Essen, Oberhausen, Bocholt, Dortmund, Arnsberg und Wuppertal auf Video aufgezeichnet. Diese wurden u.a. darauf untersucht, ob alle Unterrichtsabschnitte vorkommen. Es zeigte sich, dass selbst bei erfahrenen Physiklehrerinnen und -lehrern die Zeit von 45 Minuten nicht ausreicht, um alle für das Lernen der Schüler notwendigen Unterrichtsphasen zu durchlaufen.

Insbesondere die Reflexions- und Verallgemeinerungsphasen am Ende einer Unterrichtsstunde fallen häufig dem Zeitmangel zum Opfer. Die Forscher empfehlen deshalb, die traditionelle Unterrichtsdauer von 45 Minuten zu verlängern und dafür entsprechend weniger Unterrichtsstunden in den Schulalltag zu legen.

Redaktion: Beate H. Kostka, Tel 0203/379-2430
Weitere Infos: Prof. Dr. Hans E. Fischer, Tel. 0201-183-4639, hans.fischer@uni-due.de, Rainer Wackermann, Tel. 0201/183-2971

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