Forschungsevaluation und Hochschulfinanzierung: Vier Länder, vier Verfahren

Die derzeit zu beobachtenden Veränderungen bei der Hochschulfinanzierung in Deutschland können als Richtungswechsel aufgefasst werden. Hinter den neuen Finanzierungsmodellen steht der Versuch, die staatliche Finanzierung der Hochschulen leistungsorientiert zu gestalten.

Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, hat HIS einen neuen Arbeitsschwerpunkt gesetzt. Der erste veröffentlichte Beitrag behandelt den Zusammenhang zwischen Finanzierung und Forschungsevaluation im Kontext des neuen Verhältnisses zwischen Staat und Hochschulen.

Die Studie stellt vier Verfahren der Forschungsevaluation in Deutschland (Niedersachsen), Großbritannien, den Niederlanden und Irland vergleichend dar. Sie will Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Verfahren herausarbeiten, v.a. im Hinblick auf vorgesehene Konsequenzen für die Hochschulfinanzierung:

Das niedersächsische Verfahren verzahnt die Evaluationsergebnisse mit finanziellen Konsequenzen nicht. Es ist vorgesehen, dass die Ergebnisse der Forschungsevaluation erst in diskursiven Verhandlungen zu finanzierungsrelevanten Entscheidungen führen.

Das niederländische Verfahren ist ähnlich, nutzt jedoch numerische Benotungen für die Evaluation. Damit werden die Leistungen der Hochschulen direkter vergleichbar. Eine Verwendung der Ergebnisse für die Hochschulfinanzierung wurde diskutiert, bislang aber nicht ernsthaft in Erwägung gezogen.

Das britische Verfahren sieht eine direkte Verknüpfung zwischen Evaluationsergebnis und Mittelzuweisung vor. Das Verfahren der Forschungsevaluation soll wissenschaftsadäquat sein und gleichzeitig die Voraussetzungen für eine formelhafte Übertragung der Ergebnisse in Finanzentscheidungen schaffen. Erste Zweifel tauchen auf, ob es damit nicht überstrapaziert wird.

Das irische Verfahren bewertet neben erbrachten Forschungsleistungen auch strategische Aspekte der institutionellen Forschungsentwicklung. Eine positive Bewertung führt zur Vergabe von Sondermitteln für Forschungsvorhaben, die z.T. hochschulübergreifend sind.

Bei allen Überlegungen zur Übertragbarkeit ausländischer Modelle auf das deutsche Hochschulwesen müssen unterschiedliche Systemvoraussetzungen berücksichtigt werden. Ein wesentlicher Aspekt ist z. B. die Relevanz des Postulats der Einheit von Forschung und Lehre.

Media Contact

Dr. Michael Leszczensky HIS Hannover

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer