Pionier-Studie an der Uni Graz nimmt die Kompetenz-Entwicklung im ÜbersetzerInnen-Studium ins Visier

Mit der Einführung des Bachelor-Studiums zum/r ÜbersetzerIn sollten Studierende in nur drei Jahren ein möglichst hohes Maß jener Kompetenzen in ihrem Fach erlangen können, für deren Erwerb sie vorher im Diplomstudium mindestens vier Jahre Zeit hatten.

Eine Herausforderung nicht nur für die Lernenden. Eine effiziente Ausbildung muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die für den Beruf nötige Qualifikation tatsächlich erreichbar ist. Das Forschungsprojekt „TransComp“ wird die wissenschaftlichen Grundlagen für eine Optimierung der Translationsdidaktik liefern.

„Als Versuchspersonen für die Untersuchung dienen zwölf StudienanfängerInnen im Übersetzungsstudium, die als erste Fremdsprache Englisch gewählt haben“, berichtet Projektleiterin Univ.-Prof. Dr. Susanne Göpferich. Kriterien für die Auswahl der ProbandInnen waren sehr gute bis gute Schulleistungen in Deutsch und Englisch sowie gute Ergebnisse bei weiteren Sprachtests.

„Am Beginn jedes Semesters sowie am Ende des dritten Studienjahres werden Versuche durchgeführt, bei denen die Studierenden verschiedene Texte am Computer zu übersetzen haben“, erklärt Göpferich. Dabei werden von einer speziellen Software alle Tastenanschläge und Mausklicks ebenso wie die dazwischen liegenden Zeitintervalle registriert. Auch alle Recherchetätigkeiten im Internet oder in anderen Nachschlagewerken zeichnet das Programm auf. Ein Eye-Tracker registriert zusätzlich die Augenbewegungen. Weiters sind die Versuchspersonen aufgefordert, beim Übersetzen laut zu denken, was ebenfalls aufgezeichnet und anschließend transkribiert wird.

„Um die Kompetenz-Entwicklung der Studierenden besser beurteilen zu können, sind in die Untersuchung auch zehn Profi-ÜbersetzerInnen eingebunden, die dieselben Texte übersetzen wie die studentischen Versuchspersonen“, ergänzt die Projektleiterin.

Mit „TransComp“ betritt die Wissenschafterin der Uni Graz mit ihrem Team in zweifacher Hinsicht wissenschaftliches Neuland. „Erstens wurde die Entwicklung translatorischer Kompetenz noch nie vom Beginn des Studiums an kontinuierlich bei gleich bleibenden Versuchspersonen mit regelmäßigen Tests überprüft“, unterstreicht Göpferich. Das heißt, dass das Forschungsprojekt in drei Jahren erstmals aussagekräftige Ergebnisse zu den Stärken und Schwächen der derzeitigen Übersetzungsausbildung erwarten lässt.

„Und zweitens ist ,TransComp' das erste Projekt aus der Translationsprozess-Forschung, in dem alle erhobenen Daten in anonymisierter Form im Internet zugänglich gemacht werden, so dass sie auch von anderen WissenschafterInnen genutzt und die auf ihnen basierenden Analysen verifiziert werden können.“

Von 6. bis 8. April 2009 findet im Rahmen des FWF-Projektes ein internationaler Forschungs-Workshop an der Uni Graz statt. Auf dem Programm stehen Vorträge und Diskussionen führender WissenschafterInnen zur Methodik der Translationsprozess-Forschung, die nicht zuletzt auch durch „TransComp“ neue Impulse erfahren wird.

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Susanne Göpferich
Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft
Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: +43 (0)316/380-2670
E-Mail: susanne.goepferich@uni-graz.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

FDmiX: Schnelle und robuste Serienproduktion von Nanopartikeln

Verkapselungstechnologie der nächsten Generation… Nukleinsäure-basierte Medikamente wie mRNA-Impfstoffe bieten ein enormes Potenzial für die Medizin und eröffnen neue Therapieansätze. Damit diese Wirkstoffe gezielt in die Körperzellen transportiert werden können, müssen…

Sensor misst Sauerstoffgehalt in der Atemluft

Eine zu geringe oder zu hohe Sauerstoffsättigung im Blut kann bleibende körperliche Schäden bewirken und sogar zum Tod führen. In der Intensiv- und Unfallmedizin wird die Sauerstoffkonzentration der Patientinnen und…

Neue MRT-Technik erkennt Schlaganfälle in kürzester Zeit

Tag gegen den Schlaganfall: Forschende der Universitätsmedizin Mainz haben im Rahmen einer Studie erstmals eine KI-gestützte Magnetresonanz-Tomographie (MRT)-Methode untersucht, um akute ischämische Schlaganfälle effizienter detektieren zu können. Dabei setzten sie…

Partner & Förderer