Urin-Analyse einer ganzen Stadt

Wissenschaftler der Oregon State University haben gezeigt, wie man aus einem Löffel Abwasser einen Drogentest für eine gesamte Kommune erstellen kann, berichtet der US-Nachrichtenchannel Newsvine. Natürlich könne man anhand des Tests nicht darauf schließen, welche Personen konkret Drogen konsumieren. Dennoch konnten die Forscher Spuren von 15 Substanzen im Abwasser nachweisen. Die Studie wurde im Rahmen des Treffens der American Chemical Society in Boston präsentiert.

Das Forscherteam hat in zehn nicht genannten US-Städten mit einer Einwohnerzahl zwischen 17.000 und 600.000 nach legalen wie auch nach illegalen Substanzen gesucht. Das Ergebnis war, wie sie selbst meinen, ein Schnappschuss von dem, was die Bürger des jeweiligen Ortes zu sich nehmen. „Das ist wie eine Urin-Analyse eines Ortes“, meint Caleb Banta-Green, Experte für Drogen von der University of Washington, der an der Untersuchung mitgearbeitet hat. Zwei Bundesagenturen der US-Regierung hatten im Vorfeld bereits Studien durchgeführt, in denen sie nach Drogenspuren in Abwässern suchten. Allerdings seien diese Untersuchungen bei weitem nicht so konkret gewesen wie die der Universität von Oregon.

Eines der offensichtlichsten Ergebnisse der Untersuchungen war der unterschiedliche Gehalt von Methamphetaminen. Eine Stadt, in der auch die Spielindustrie blüht, zeigt fünf Mal höhere Werte als die anderen. „In den kleineren Städten des Mittleren Westens war dieses Substanz praktisch überhaupt nicht zu finden“, erklärt die Studienleiterin Jennifer Field, die Umwelttoxikologin an der Oregon State University ist. Eine Substanz konnten die Forscher allerdings in recht großen Mengen in allen untersuchten Abwässern ausmachen: Koffein.

Da in Übereinstimmung mit den Betreibern der Kläranlagen Stillschweigen über die untersuchten Städte vereinbart worden war, wurden diese auch nicht genannt. Field plant jedoch ähnliche Untersuchungen in mindestens 40 Gemeinden in Oregon. Das Testverfahren gebe keinen Aufschluss darüber, wie viele Menschen die Substanzen zu sich nehmen, so die Forscherin. Dennoch lasse die Untersuchung einige Rückschlüsse zu. Interessant sei etwa der Unterschied von einzelnen verbotenen Drogen: Während etwa Kokain und Ecstasy in erster Linie an Wochenenden konsumiert und auch ausgeschieden werden, fanden sich die Spuren von Methamphetaminen die ganze Woche über im Abwasser.

Das sei eine interessante Ergänzung zu den anderen Untersuchungen, die auf freiwilligen Angaben beruhen. Generell gäbe es aber nur wenige Indikatoren für den tatsächlichen Drogenkonsum, meint Jane Maxwell vom Addiction Research Institute an der University of Texas, die nicht an der Studie teilgenommen hat. „Das könnte ein sehr interessanter neuer Aspekt sein“, meint die Wissenschaftlerin. Positiv äußerte sich auch David Murray, Chef-Wissenschaftler des US-Office for National Drug Control Policy.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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