Unternehmen verspielen Chancen in Mittelamerika

Studie der Universität Witten/Herdecke zeigt Möglichkeiten auf, wie deutsche Unternehmen auf diesem Zukunftsmarkt Fuß fassen können und kritisiert einseitige Fixierung auf Asien und Osteuropa

Für viele deutsche Unternehmen ist Mittelamerika, trotz seiner einzigartigen geostrategischen Lage, noch immer ein weißer Fleck auf der weltweiten Standorte-Landkarte. Das war nicht immer so. Neben den USA hat insbesondere Deutschland in der Vergangenheit starken Einfluss auf den mittelamerikanischen Raum ausgeübt. Im Zuge des Kaffeeanbaus im Hochland Guatemalas schufen beispielsweise deutsche Unternehmer die erste funktionierende Infrastruktur des Landes. Als Folge dieser Aktivitäten existieren noch heute zahlreiche deutschstämmige Unternehmen in Mittelamerika, die in den unterschiedlichsten Branchen angesiedelt sind. Obwohl diese teilweise seit Jahrzehnten aktiven deutschen Unternehmerfamilien über reichhaltige Erfahrungsschätze verfügen, die man sich zu nutze machen könnte, blieben Investitionen in den vergangenen Jahren weitestgehend aus.

„Derzeit richtet sich der Blick vieler deutscher Unternehmen ganz einseitig nur nach Osten“, beklagt der Wirtschaftswissenschaftler Nils Dreyer, der eine aktuelle Studie zu den wirtschaftspolitischen Perspektiven und unternehmerischen Potentialen in den Länder Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama erarbeitet hat. Ursachen für diese einseitige Orientierung sieht Dreyer nicht nur im Effizienzstreben der Chefetagen, sondern neuerdings auch in einer einseitigen Fixierung der Medien und Literatur.

Dreyer fordert deutsche Unternehmen auf, ihre Aufmerksamkeit auch wieder in die andere Richtung zu lenken. Statt der neuen ökonomischen Zauberformel `Go east´, sollte auch das `Go west´ nicht völlig aus den Augen verloren werden. „Es wäre fatal, wenn sich unternehmerische Blicke lediglich nach Asien und Osteuropa richten würden. Chancen liegen auch in anderen Himmelsrichtungen.“ Seine Studie verdeutlicht dies anhand von konkreten Praxisbeispielen. Vom bayrischen Automobilzulieferer in Honduras über einen Hannoveraner Webdesigner in El Salvador bis zum Kölner Spediteur in Panama sind zahlreiche Branchen vertreten. Neben den wichtigsten Kennzahlen ist die Studie prall gefüllt mit Kontaktdaten von vor Ort aktiven Unternehmern, die für die ersten Schritte in die „vergessene Welt“ Mittelamerika kostenlos ihre Hilfe anbieten.

Grundlage der Studie bilden mehr als 70 Interviews, welche im Rahmen eines siebenmonatigen Forschungsaufenthalts in Zentralamerika mit deutschen Unternehmen, Handelskammern und Botschaften geführt wurden. Dreyer sieht den Mehrwert seiner Arbeit darin, dass sie den Erfahrungsschatz von Unternehmen vor Ort kondensiere und damit deutschen Unternehmern die Investitionsentscheidung erleichtere. „Meine Studie richtet sich gleichermaßen an international geprägte `Young Professionals´, und Unternehmen mit internationalen Expansionsabsichten, welche den Mut und das Interesse daran haben, eigene – ebenfalls Erfolg versprechende – Wege zu gehen“, erklärt er.

Media Contact

Nils Dreye Universität Witten/ Herdecke

Weitere Informationen:

http://www.uni-wh.de

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