Nationale Forschungsplattform bündelt Kräfte gegen Vogelgrippe und weitere „Zoonosen“

Das erneute Auftreten des Vogelgrippe-Virus bei einer Ente in Sachsen ist für Prof. Dr. Stephan Ludwig keine Überraschung: „Mit einem erneuten Auftauchen war zu rechnen“, bewertet der Direktor des Instituts für Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) den Fund vor zwei Wochen. Dabei betont der Grippe-Experte auch: „Das Virus wurde entdeckt, ohne dass es zu einem Krankheitsausbruch kam. Das zeigt, dass die ergriffenen Überwachungsmaßnahmen Erfolg haben.“

Ludwig ist Koordinator des bundesweiten Netzwerkes „FluResearchNet“, in dem Wissenschaftler aus ganz Deutschland gemeinsam den Grund für Grippepandemien erforschen: „Die Grippeerkrankung bei Mensch und Tier, ausgelöst durch Influenza-Viren, ist nach wie vor eine der letzten großen Seuchen unserer Zeit. Allerdings ist die Frage, warum und wie die Viren von den Vögeln auf den Menschen übertragen werden noch ungeklärt. Und genau das wollen wir herausfinden.“ Das erneute Auftauchen des auch für den Menschen gefährlichen H5N1-Virus bei der Ente zeige, welche Bedeutung diese Forschungsarbeiten haben.

Die Influenza zählt zu den im Fachbegriff als „Zoonose“ bezeichneten Erkrankungen. Darunter fallen alle Infektionskrankheiten, bei denen der Erreger zwischen Tier und Mensch übertragen werden kann. Ein weiterer Schwerpunkt des Influenza-Netzwerkes ist die Erforschung neuer Therapieansätze gegen die Grippe. Im Mittelpunkt stehen dabei aktuell die Nutzung körpereigener Abwehrmechanismen und die vorbeugenden Schutzfunktionen pflanzlicher Wirkstoffe.

Mitte Oktober wurde der Kampf gegen die Übertragung von Infektionskrankheiten aus der Tierwelt auf den Menschen nochmals gebündelt und die „Nationale Forschungsplattform für Zoonosen“ gegründet. Initiiert und gefördert wird diese Plattform vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Die Nationale Forschungsplattform wird ab dem kommenden Jahr drei Geschäftsstellen haben: Am UKM-Institut für Molekulare Virologie in Münster, beim Friedrich-Löffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems und bei der Telematikplattform für Medizinische Forschungsnetze e.V. (TMF) in Berlin. „Unsere Beteiligung an der Nationalen Forschungsplattform ist auch ein erneuter Vertrauensbeweis in den Wissenschaftsstandort Münster“, betont der Virologe. So sei eine enge Schnittstelle zwischen dem „FluResearchNet“ und der Plattform garantiert.

Ludwig: „Die neue Plattform ist eine Struktur, die helfen wird, nachhaltig die Zoonosen-Forschung in Deutschland zu bündeln und voran zu treiben.“ Als Informations- und Servicenetzwerk für alle Forschungsgruppen und -institutionen, die in Deutschland im Bereich der zoonotischen Infektionskrankheiten aktiv sind, wird die Zoonosen-Plattform auch internationale Kooperationen weiter ausbauen und als zentrale Informationsstelle für die Öffentlichkeit dienen.

Das BMBF fördert die Plattform mit zwei Millionen Euro für drei Jahre, ca. 660.000 Euro davon gehen an das Münsteraner Institut zum Aufbau der nötigen Geschäftsstelle. Die Förderung läuft zunächst über drei Jahre.

Media Contact

Stefan Dreising Universitätsklinikum Münster

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenster.de

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