Forschung für Indonesiens Küsten – erfolgreiches Programm geht in die dritte Phase

Wo früher Mangroven standen, sind nun Aquakulturteiche. Dadurch erhöhen sich die Sedimenteinträge der Flüsse ins Küstenmeer und schädigen angrenzende Ökosysteme wie Korallenriffe oder Seegraswiesen (Indonesien)<br>Foto: S. Fretzdorff, BMBF<br>

Seit 2003 koordiniert das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie ein Forschungsprogramm, das den Fokus auf die bedrohten Küstenökosysteme Indonesiens legt. Forscher der Leibniz- und Helmholtz Gemeinschaften sowie deutscher und indonesischer Universitäten haben in den vergangenen Jahren gemeinsam einen Grundstock an Erkenntnissen gelegt, die dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung indonesischer Küstengewässer dienen. Nun geht das Programm in eine dritte Phase: aufgrund der erfolgreichen Evaluierung wird es für weitere drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert in Höhe von voraussichtlich 5,7 Mio. Euro.

Indonesien ist das größte Archipel der Welt. Es umfasst 17.500 Inseln und hat mit 81.000 km nach Kanada die zweitlängste Küstenlinie. Der Inselstaat liegt im so genannten Korallendreieck und ist weltweit eines der wichtigsten Zentren der Biodiversität, mit hochproduktiven Ökosystemen wie Korallenriffen, Mangroven und Seegraswiesen. Sie bilden die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen. Durch intensive wirtschaftliche Aktivitäten und die dichte Besiedlung – über 130 Millionen Menschen leben in den Küstenregionen – unterliegen diese Ökosysteme jedoch einem enormen Druck.

Im Fokus der Wissenschaftler stehen ökologische Brennpunkte: die Korallenriffe des Spermonde-Archipels, die dem Stress durch zerstörerische Fischerei oder durch die Einleitung von ungeklärten Abwässern ausgesetzt sind, die abgeholzten Torfwälder Sumatras, aus denen große Massen an Kohlenstoff in die Atmosphäre und das Küstenmeer gelangen, oder das größte Mangrovengebiet Javas, das zu versanden droht.

„Über 90% der indonesischen Riffe sind heute bereits bedroht“, sagt der Ökologe und ZMT-Mitarbeiter Sebastian Ferse. In einem der SPICE-Projekte ging er der Frage nach, wie im Spermonde-Archipel die Riffressorucen genutzt werden. Dafür untersuchte er die – teilweise illegalen – Fischereimethoden und die sozialen und ökonomischen Abhängigkeiten der lokalen Fischer. Im neuen Programm werden er und seine Kollegen sich den Fischereigründen in der Bucht von Jakarta widmen. Die Ballungsregion unterliegt dem stärksten Einfluss durch den Menschen in ganz Indonesien. Es stellt sich die Frage, wie sich ungeklärte Abwässer und Industrieabfälle dort auf die Meeresorganismen und letztlich über die Nahrungskette auf die Menschen auswirken.

Die Lebensgrundlage der Küstenbewohner nachhaltig zu gewährleisten ist eine Priorität indonesischer Politik. Im Rahmen der Korallendreieck-Initiative, zu der sich sechs Anrainerstaaten Südostasiens zusammengeschlossen haben, ist in Indonesien ein nationaler Aktionsplan entstanden. Das neue SPICE-Programm nimmt vor allem drei Ziele des Plans auf: einen ganzheitlichen Ansatz für den Umgang mit den Meeresressourcen, der das Ökosystem in seiner Gesamtheit betrachtet, das erfolgreiche Management von Meeresschutzgebieten sowie die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Das SPICE-Programm umfasst sechs große Verbundprojekte:
Verbund 1: – Einfluss von Meeresverschmutzung auf Biodiversität und den Lebensunterhalt von Küstenbewohnern

Verbund 2: Kohlenstoffspeicherung in der indonesischen See und deren Bedeutung im globalen Kohlenstoffkreislauf

Verbund 3: Korallenriffresilienz und assozierte soziale Systeme in Indonesien

Verbund 4: Terrestrische Einflüsse auf die Ökologie von Mangroven und die Nachhaltigkeit ihrer Ressourcen

Verbund 5: Klimatische vs. anthropogene Steuerung Spät-Holozäner Umweltveränderungen mit Auswirkungen auf indonesische Meeres-, Küsten- und Festland-Ökosysteme

Verbund 6: Potentiale für erneuerbare Energie in den Meeresräumen Indonesiens

Weitere Informationen

Dr. Sebastian Ferse
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie
Tel: 0421 / 23800 – 28
Email: sebastian.ferse@zmt-bremen.de

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Dr. Susanne Eickhoff idw

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