Auch im Sterben ist ein Kind kein kleiner Erwachsener

Neues Curriculum zur palliativen Versorgung von Kindern und Jugendlichen betont die besonderen Anforderungen und die Einbeziehung der Familie

Ein Kind ist nicht bloß ein kleiner Erwachsener. Dieser Grundsatz gilt auch in der Palliativversorgung, jenem medizinischen Fachgebiet, zu dessen Aufgaben es gehört, die Schmerzen und Beschwerden von schwerkranken und sterbenden Menschen zu lindern. Damit Mediziner und Betreuer den besonderen Anforderungen der palliativen Versorgung von Kindern besser gerecht werden, hat das Institut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin (IKP) jetzt einen Lehrplan für eine Zusatzweiterbildung erarbeitet. Das IKP gehört zur Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, einer kooperierenden Klinik der Universität Witten/Herdecke.

Öffentlich vorgestellt wird das Curriculum „Pädiatrische Palliativversorgung“ auf den internationalen 3. Dattelner Kinderschmerztagen – Kongress für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativversorgung, die vom 17. bis 19. Februar 2005 im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen stattfinden. Das Ausbildungsprogramm entstand im Auftrag des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministeriums. Mitgewirkt haben Experten von verschiedenen Berufsgruppen und Interessenverbänden, die in der Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen engagiert sind. Der Qualifizierungslehrplan richtet sich an Kinderärzte/-ärztinnen, Kinderkrankenschwestern und -pfleger, aber auch an Sozialarbeiter, Psychologen und Pädagogen.

Ein Curriculum ist wesentlicher Bestandteil einer fundierten Qualifikation. In Deutschland liegt für die Arbeit mit palliativ zu versorgenden Erwachsenen schon seit einigen Jahren ein entsprechender Lehrplan vor. Bei der Entwicklung des Curriculums für eine pädiatrische Palliativversorgung standen die besonderen Bedürfnisse der jungen Patienten im Mittelpunkt. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, deren Symptome lediglich eine geringere Dosierung von Medikamenten erfordern. Auch ihre Probleme sind nicht vergleichbar mit denen von Erwachsenen, da ihre Lebenswirklichkeit von der Erwachsener verschieden ist“, erläutert Priv-Doz. Dr. Boris Zernikow, ärztlicher Leiter des Instituts für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin.

In Deutschland sterben pro Jahr 3000 Kinder und Jugendliche an lebenslimitierenden und lebensbedrohlichen Erkrankungen. Zu einer angemessenen Palliativversorgung dieser Patienten gehören fundierte Kenntnisse über die Entwicklung von Wahrnehmung und Denken der Heranwachsenden sowie spezielle Aspekte der Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen. Abhängig von Alter und Entwicklungsstand sollte es jedem Kind ermöglicht werden, an Entscheidungen über seine Pflege und Versorgung teilzunehmen. Wichtigster Partner zum Wohle der Kinder sind die Eltern. Der Mittelpunkt der Betreuung sollte, wenn eben möglich, das häusliche Umfeld sein. Zu diesem familienzentrierten Ansatz gehört auch, dass die Angehörigen nach dem Tod des Kindes in ihrer Trauer nicht allein gelassen werden.

Das Curriculum für die Zusatzweiterbildung in pädiatrischer Palliativversorgung sieht insgesamt 200 Unterrichtsstunden in vier Wochen vor. Alle Inhalte werden anhand konkreter Fallbeispiele aus der Praxis vermittelt. Die Themen reichen von medizinischen Grundlagen bis zu ethischen Aspekten. Ein eigener Punkt behandelt die, für eine qualifizierte Versorgung als unerlässlich angesehene, Zusammenarbeit in einem multidisziplinären Team.

Referenz:

Das Curriculum für die „Zusatzweiterbildung Palliativversorgung von Kindern und Jugendlichen für Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/innen, Kinderärztinnen und -ärzte und psychosoziale Mitarbeiter/innen“ ist für interessierte Fachkreise zu beziehen über das Institut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin (IKP), Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln – Universität Witten/Herdecke, Dr.-Friedrich-Steiner-Straße 5, 45711 Datteln. Das Curriculum ist kostenfrei, es wird jedoch um Zusendung eines frankierten DIN-A4 Rückumschlags gebeten.

Weitere Informationen:

Wilma Henkel, Projektmanagerin des Instituts für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, Leiterin der Geschäftsstelle „eigenes leben – Hilfen für Kinder mit Schmerzen oder lebensverkürzenden Krankheiten“,
Tel: 02363/975-180, Fax: 02363/975-62411, E-Mail: eigenes-leben@web.de

Media Contact

Dr. Olaf Kaltenborn idw

Weitere Informationen:

http://www.schmerzenbeikindern.de

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