Hormone in der Umwelt – eine Gefahr für Mensch und Tier?

Hormone versetzen uns in Angst. Sie machen uns verliebt und regeln unsere Fortpflanzung. Und sie können krank machen. Gerät zum Beispiel die Hormonproduktion in der Schilddrüse außer Kontrolle, dann drohen schwerste Krankheiten: von Herzrhythmusstörungen über geistigen Verfall bis hin zum Schlaganfall.

Immer häufiger gelangen Hormone in die Umwelt, sei es aus weggeworfenen Arzneimitteln oder über die Ausscheidungen von Menschen und Tieren, die Hormonpräparate einnehmen. Hinzu kommen Substanzen, die im Organismus so ähnlich wirken wie Hormone oder deren normale Bildung verhindern, beispielsweise Industrie- und Agrochemikalien.

Solche hormonell wirksamen Stoffe lassen sich in Gewässern nachweisen. Werner Kloas geht am Berliner Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) seit Jahren der Frage nach, wie stark sie Tiere schädigen und ob auch Gefahren für den Menschen zu erwarten sind. Unter anderem untersucht der Wissenschaftler Froschlarven (Kaulquappen), die hormonell wirksamen Stoffen ausgesetzt wurden. „Diese Substanzen werden tatsächlich in Gewässer eingebracht, zum Beispiel durch Industrie- und Agrochemikalien“, sagt Kloas. Zwei Hormonsysteme sind hiervon vor allem betroffen: die Fortpflanzung und das Schilddrüsensystem. Die Fortpflanzung wird überwiegend durch Stoffe, die wie die männlichen bzw. weiblichen Geschlechtshormone wirken oder deren Wirkungen verhindern, negativ beeinflusst. Dadurch kommt es zu Vermännlichungs- oder auch Verweiblichungsphänomenen, was bei manchen Tiergruppen wie Fischen und Amphibien sogar zu einer dramatischen Verschiebung des Geschlechterverhältnisses führt. Beim Menschen werden in diesem Zusammenhang die steigende Quote der Unfruchtbarkeit wie auch Veränderungen geschlechtertypischer Verhaltensweisen diskutiert.

Die Schilddrüse beeinflussenden Stoffe hemmen fast alle die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Die Folge ist an Froschlarven sichtbar: ein Kropf. Der Kaulquappen-Test ermöglicht es, die Umweltwirkung von Chemikalien vor der Zulassung zu prüfen. Er zeigt aber auch, welche Gefahren den Menschen drohen: „Durch eine Hemmung der Schilddrüsenhormone während der Entwicklung im Mutterleib kommt es zu schweren geistigen Behinderungen, dem Kretinismus, und bei Erwachsenen zur Kropfbildung“, erläutert Kloas.

Media Contact

Josef Zens idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer