Glückshormon Serotonin fördert das Wachstum von Dickdarmkrebs

Das Hormon Serotonin erfüllt verschiedenste Aufgaben im menschlichen Organismus – es überträgt Signale im Gehirn, unterstützt die Verdauung und ist an der Regulation des Blutdrucks im Herz-Kreislaufsystem beteiligt.

Serotonin wird überwiegend in den Blutplättchen gespeichert. Diese verteilen es im gesamten Körper und setzen den Botenstoff bei Bedarf in den verschiedenen Organen frei.

Forscher am schweizerischen Zentrum für Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Gallenwegserkrankungen (Swiss HPB-Center) haben unter der Leitung von Prof. Pierre-Alain Clavien das Wachstum von Dickdarmkrebs bei Mäusen untersucht, deren Blutplättchen kein Serotonin enthielten. „Wir konnten zeigen, dass die Tumoren wesentlich langsamer wuchsen als bei Kontrolltieren mit gewöhnlichen Blutplättchen“, erklärt Prof. Clavien.

Normalisierten die Wissenschaftler den Serotoningehalt, wuchsen die Dickdarmtumoren wieder genauso schnell wie bei den Kontrolltieren. Anhand weiterer Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass Serotonin – über eine Wechselwirkung mit den in den Tumoren enthaltenen Fresszellen (Makrophagen) – die Gefässneubildung im Dickdarmkrebs fördert. Die Ergebnisse dieser experimentellen Studie werden im Juli dieses Jahres in der renommierten Fachzeitschrift für Onkologie „Cancer Research“ publiziert.

Überlebenschancen verbessern

Der Dickdarmkrebs ist der dritthäufigste bösartige Tumor in den industrialisierten Ländern. Jährlich werden in der Schweiz mehr als 4'100 Menschen mit der Diagnose Darmkrebs konfrontiert. Bei fortgeschrittenem Leiden schliesst sich der Operation eine Chemotherapie an, die das Wachstum der im Körper verbliebenen Krebszellen hemmt.

„Obwohl die Behandlung in den letzten Jahrzehnten durch die Entwicklung neuer Medikamente verbessert werden konnte, bleibt das Langzeitüberleben schlecht“ sagt Prof. Clavien. „Aus diesem Grund sind die neuen Erkenntnisse über die Schlüsselrolle des Serotonins äusserst wichtig.“ Der Botenstoff stellt einen viel versprechenden neuen Angriffspunkt für die Prävention und Behandlung des Dickdarmkrebses dar. So könnte eine Therapie mit bereits verfügbaren und zurzeit anderweitig eingesetzten Serotonin hemmenden Substanzen das Langzeitüberleben verbessern.

Kontakt:
Prof. Pierre-Alain Clavien, Swiss HPB-Center, Direktor der Klinik f. Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsspital Zürich
Tel. +41-(0)44-255 2300
E-Mail: clavien@chir.uzh.ch

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Beat Müller idw

Weitere Informationen:

http://www.uzh.ch/

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