Schwerbehinderte erforschen die durch Zecken übertragene FSME

Das RKI engagiert sich seit Jahren für einen bessern Zugang von schwerhinderten Arbeitnehmern in Forschung und Wissenschaft. Seit kurzem gibt es im Institut eine Forschergruppe aus Schwerbehinderten, die sich mit der durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) befasst und eine der ersten so genannten Integrationsabteilungen in Berlin ist.

„Schwerbehinderte Menschen sind im Berufsleben überaus engagiert, kompetent und kreativ“, betont Jörg Hacker, Präsident des RKI. Die Arbeit der schwerbehinderten Wissenschaftler wird im RKI in einem Vortrag bei der Langen Nacht der Wissenschaften am 14.6.2008, 19.00 Uhr, gemeinsam mit dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales – Integrationsamt vorgestellt.

Ziel des Integrationsprojektes (nach § 132 Absatz 1, Sozialgesetzbuch IX) ist die Weiterqualifikation der Schwerbehinderten, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Finanziert werden die Arbeitsplätze für zwei Jahre aus dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales initiierten Programm „Job 4000“, aus Mitteln der so genannten Ausgleichsabgabe (§ 134 Sozialgesetzbuch IX) und vom RKI.

Die neue FSME-Gruppe besteht aus einem promovierten Wissenschaftler, zwei Wissenschaftlern, die ihre Promotionsarbeit anfertigen, sowie einer Biologielaborantin und ist am nationalen Konsiliarlabor für FSME angesiedelt. Die vor allem in Süddeutschland vorkommende FSME ist eine Hirnhaut- oder Gehirnentzündung. Sie wird von Viren verursacht, die durch Zecken übertragen werden. Die behinderten Wissenschaftler werden die labordiagnostischen Verfahren weiterentwickeln und Zecken sowie Haus- und Wildtiere nach Spuren von FSME-Viren untersuchen. Dies soll vor allem in Gebieten geschehen, in denen es einzelne FSME-Fälle gab, die aber noch nicht als Risikogebiete eingestuft wurden. „Damit könnte sich das Infektionsrisiko besser beurteilen lassen“, erwartet Matthias Niedrig, Leiter des FSME-Konsiliarlabors.

Von 2005 bis 2007 beteiligte sich das RKI an dem vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) koordinierten Projektverbund „Vieles ist möglich – Tandempartner in der Wissenschaft“. Beim klassischen Tandem-Modell bilden schwerbehinderte Wissenschaftler mit nicht behinderten Forschern oder technischen Assistenten ein sich ergänzendes Team. Das Tandemprojekt wurde im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL gefördert.

Im Rahmen des EQUAL-Projektes sind auch zwei Filmprodukte entstanden: ein Kinospot und ein halbstündiger Filmbeitrag. Der Spot macht in lebendiger und anschaulicher Weise auf Vorurteile und Vorbehalte aufmerksam. Er war von Ende 2007 / Anfang 2008 unter dem Motto „Kluge Köpfe …“ in vielen Kinos zu sehen. Der längere Filmbeitrag macht mit praktischen Beispielen und authentischen Erfahrungen deutlich, welche Möglichkeiten und Chancen in der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen im Wissenschafts- und Forschungsbereich liegen. Während der Kinospot von Schauspielern gespielt wurde, ist der Filmbeitrag von dokumentarischem Charakter. Zu sehen sind unter anderem Reinhard Kurth, der sich als ehemaliger RKI- und PEI-Präsident für die Etablierung des Tandem-Projekts eingesetzt hatte, sowie zwei Mitarbeiter des RKI-Fachgebiets Angewandte Infektions- und Krankenhaushygiene. Die Filme sind auf DVD verfügbar und kostenlos beim PEI erhältlich (www.pei.de). Die Dokumentation wird am 6.7.2008, 12:30 Uhr, bei Kabel 1 zu sehen sein.

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
www.rki.de
Das Robert Koch-Institut ist
ein Bundesinstitut im
Geschäftsbereich des
Bundesministeriums für Gesundheit
Pressestelle
Susanne Glasmacher
(Pressesprecherin)
Günther Dettweiler
(stellv. Pressesprecher)
Claudia Eitner
Heidi Golisch
Kontakt
Tel.: 030.18754-2239, -2562 und -2286
Fax: 030.18754 2265
E-Mail: presse@rki.de

Media Contact

Susanne Glasmacher idw

Weitere Informationen:

http://www.rki.de http://www.pei.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer