Funkender Kunststoff – Einzigartige Antennen aus CFK und Metall

Knapp 600 einzeln metallisierte CFK-Hohlleiter zusammengefügt zum Radar-Antennensystem für Sentinel 1a in den Räumen der Astrium GmbH. © Astrium; 2012.<br>

In einem von Astrium (Friedrichshafen) geleiteten ESA-Projekt ist es Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts für Schicht- und Oberflächentechnik IST in Braunschweig gelungen, für das Radar-Antennensystem der Sentinel-1-Satelliten eine extrem strapazierfähige Verbindung zwischen dem High-Tech-Material CFK und Kupfer herzustellen. Mit den Leichtgewichten werden zukünftig wichtige Umweltinformationen vom Zustand der Erde aus dem All zur Erde gefunkt.

Die ca. 12 Meter lange Antenne setzt sich aus etwa 600 einzelnen am Fraunhofer IST metallisierten CFK-Hohlleitern zusammen. CFK besteht aus Kohlenstofffasern und Harzen und ist im Vergleich zu herkömmlichen Antennenmaterialien wie Kupfer oder Aluminium sehr leicht und fest. Der Hochleistungskunststoff ist aber auch anspruchsvoll in der Verarbeitung und ihm fehlt die notwendige elektrische Leitfähigkeit.

Um als hochsensibler Antennenstrahler zu funktionieren, müssen alle CFK-Bauteile innen wie außen homogen mit einer dünnen Schicht aus Kupfer überzogen werden. »Jedes einzelne der 600 Bauteile hat eine sehr komplexe innere Geometrie. Die homogene Innenbeschichtung war einer der größten Knackpunkte in dem mehr als fünfjährigen Projekt« beschreibt Dr. Andreas Dietz, Gruppenleiter für Galvanotechnologie, den Projektverlauf. »Wir haben das hier am Fraunhofer IST galvanisch gelöst.«

Die größte Herausforderung für die Fraunhofer IST-Wissenschaftler: Trotz der im Weltraum herrschenden heftigen Temperaturwechsel und mechanischen Belastungen muss die dünne Kupferschicht einwandfrei auf dem Kohlefaserverbundstoff haften. Mit der in Braunschweig hergestellten und beschichteten Antenne wird Sentinel 1a Ende 2013 exakte Informationen über den Rückgang des arktischen Meereises, die Ausdehnung von Öl- und Hochwasserkatastrophen, Waldbränden bis hin zum Verlauf von Flüchtlingsströmen an die Erde senden. Zukünftig könnte leitfähiges CFK auch im Automobil-, Flugzeug- und Maschinenbau eine große Rolle spielen.

In dem internationalen Projekt der Europäischen Weltraumorganisation ESA haben neben der Astrium GmbH, dem Fraunhofer IST und der ebenfalls in Braunschweig sitzenden Firma INVENT GmbH, die die Hohlleiter hergestellt hat, verschiedene süddeutsche Unternehmen mitgewirkt. Die Astrium GmbH würdigte die professionelle Ausführung der Antennen mit einer internen Auszeichnung aller Projektpartner.

Media Contact

Dr. Simone Kondruweit Fraunhofer-Institut

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Das Mikrobiom verändert sich dynamisch und begünstigt wichtige Funktionen für den Wirt

Ein interdisziplinäres Forschungsteam des Kieler SFB 1182 untersucht am Beispiel von Fadenwürmern, welche Prozesse die Zusammensetzung des Mikrobioms in Wirtslebewesen steuern. Alle vielzelligen Lebewesen – von den einfachsten tierischen und…

Wasser im Boden – genaue Daten für Landwirtschaft und Klimaforschung

Die PTB präsentiert auf der Woche der Umwelt, wie sich die Bodenfeuchte mithilfe von Neutronenstrahlung messen lässt. Die Bodenfeuchte hat nicht nur Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern ist als Teil…

Bioreaktor- und Kryotechnologien für bessere Wirkstofftests mit humanen Zellkulturen

Medizinische Wirkstoffforschung… Viele Neuentwicklungen von medizinischen Wirkstoffen scheitern, weil trotz erfolgreicher Labortests mit Zellkulturen starke Nebenwirkungen bei Probanden auftreten. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel die verwendeten Zellen aus tierischem…

Partner & Förderer