Güterzug im Kopf – Psychologen der KU untersuchen Einfluss von Zuglärm auf kognitive Leistungen

Lärm ist nicht nur lästig, sondern kann auch krank machen. Laut Umweltbundesamt sind in Deutschland rund 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger privat und beruflich einem Geräuschpegel ausgesetzt, der Gesundheitsrisiken birgt, Schlafstörungen verursachen kann oder die Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz mindert. Eine Lärmquelle bildet der Güterverkehr auf der Schiene.

Dessen Auswirkungen auf kognitive Leistungen untersuchen Psychologen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) im Rahmen eines Verbundprojektes der Deutsch-Französischen Kooperation (deufrako), das über eine Laufzeit von drei Jahren vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert wird.

Einen Teilaspekt der Studie bildet auch die vergleichende Analyse von Schienen- und Straßenverkehrslärm. Neben der Professur für Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitspsychologie (Professor Jürgen Hellbrück) an der KU wirken an diesem Projekt das Institut für Arbeitsphysiologie der Universität Dortmund, das DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin sowie die Deutsche Bahn AG mit.

Projektpartner auf französischer Seite sind das Centre nationale de la Recherche Scientifique (Strasbourg), die Université de Cergy Pontoise sowie die staatliche Bahngesellschaft SNCF.

In verschiedenen Unterprojekten untersuchen die beteiligten Wissenschaftler beispielsweise die Wirkung von Verkehrslärm auf den Schlaf. Die Psychologen der KU widmen sich dem Einfluss von lärmenden Zügen auf die Leistung am Arbeitsplatz. So genannte irrelevante Geräusche, die in keinem Zusammenhang mit der aktuellen Tätigkeit stehen, können erwiesenermaßen verschiedene kognitive Leistungen beeinträchtigen. Zudem mindern störende Geräusche die Aufmerksamkeit, beanspruchen mentale Kapazitäten und können so zu vorzeitiger Ermüdung führen. Im Rahmen ihrer Untersuchungen wollen die Eichstätter Wissenschaftler Probanden, die dem realistischen Geräuschszenario einer nahen Bahnstrecke ausgesetzt werden, verschiedenen Konzentrations- und Leistungstests unterziehen.

Simuliert wird dabei ein sechsstündiger Arbeitstag. Die dafür notwendigen Szenarien werden von der Deutschen Bahn AG aufgezeichnet. Berücksichtigung finden dabei unter anderem verschiedene Zugtypen und Bremssysteme (die Einfluss auf die Laufruhe haben können), der Gleiszustand und vorhandene Schallschutzmaßnahmen am Gleis. In den Experimenten soll nicht nur die Mikrostruktur, also der Lärm eines einzelnen Güterzuges, sondern auch die zeitliche Abfolge aller vorbeifahrenden Züge eine Rolle spielen. Diese Makrostruktur und ihren Einfluss auf die Probanden wollen die Wissenschaftler für Schienen- und Straßenverkehrslärm vergleichend untersuchen. Die Testkandidaten bewerten dabei ihre subjektiv wahrgenommene Geräuscheinwirkung und ihre Arbeitsleistung. Ziel des Gesamtprojektes ist es, technische und operationale Maßnahmen zu entwickeln, die Störungen durch Verkehrslärm mindern sollen.

Zudem soll sich die Wirkung von Geräuschen und Geräuschszenarien besser bewerten lassen.

Media Contact

Johanna Karch KU Eichstätt-Ingolstadt

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