Universität Hohenheim erforscht das Glücksspiel

Von der Börsensimulation bis zur Verhaltenssucht: Interdisziplinäre Forschungsstelle vereinigt Spezialisten aus sieben Disziplinen


Ob Wahrscheinlichkeitsrechnung, Krisenmanagement oder Wirtschaftsprognosen – Glücksspiele liefern ein wertvolles Modell für viele wissenschaftliche Fragen. In der Hohenheimer Forschungsstelle Glücksspiel werden Lotto, Roulette, Gewinnspiel und Co. jetzt erstmals selbst zum Gegenstand interdisziplinärer Forschung. „Unser Interesse reicht von Statistik über Jura und Wirtschaftswissenschaften bis zur Verhaltenssucht“, erklärt der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Hans-Peter Liebig. Die Staatliche Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg sowie die Baden-Württembergischen Spielbanken unterstützen die neue Forschungsstelle.

Insgesamt werden heute alleine in Deutschland rund 25 Milliarden Euro bei Lotterien, in Casinos oder an Spielautomaten eingesetzt. Die Mehrheit der Bundesbürger nimmt regelmäßig an Glücksspielen teil. Dennoch wird dieses Thema in deutschen Forschungseinrichtungen bisher eher stiefmütterlich behandelt. Die neue Forschungsstelle der Universität Hohenheim soll diese Lücken schließen und die verschiedenen Aspekte des Glücksspiels systematisch beleuchten.

„Durch die neue Forschungsstelle werden Kompetenzen verschiedener Fachbereiche der Universität Hohenheim gebündelt, die sich bislang isoliert mit dem Thema auseinandersetzten“, sagt Rektor Liebig. So sei Glücksspiel nicht nur für Mathematiker und Statistiker interessant. Hohenheimer Ökonomen verwendeten strategische Ansätze der ökonomischen Theorie, um Börsen- und Glücksspielergebnisse gleichermaßen zu simulieren, die Kommunikationswissenschaften interessierten sich für Gewinnspiele in der Unternehmenskommunikation.

Mit der bisherigen Forschung zur Kaufsucht und Konsumökonomik bringt die Universität Hohenheim auch eine besondere Kompetenz zu den Verhaltenssüchten und Verbraucherpolitik ein. Weitere Projekte von Hohenheimer Juristen und Marketing-Fachleuten runden das Profil der neuen Forschungsstelle ab.

Unterstützt wird die Forschungsstelle von der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg sowie den Baden-Württembergischen Spielbanken. „Vergleichbare Forschungseinrichtungen sind bisher vor allem aus dem angelsächsischen Bereich bekannt“, ergänzt Dr. Wolfgang G. Crusen, Geschäftsführer der Staatlichen Toto-Lotto GmbH, wo schon seit langem ein gewisser fester Prozentsatz der Spieleinnahmen zur Forschung auf diesem Gebiet bereitgestellt werde. „Wir als Unternehmen betrachten es daher mit als unsere Aufgabe, diese bundesweit einmalige Forschungsstelle zu unterstützen.“

Auch für Peter Wolf, Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Spielbanken, stellt die neue Forschungsstelle eine wichtige Institution dar: „Ich bin mir sicher, dass wir als Glücksspielanbieter in Zukunft ein wichtiger Partner für die Forschungsstelle sein können.“

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Florian Klebs idw

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