Schneckengift wirkt bei chronischen Schmerzen

Uni Melbourne

Australische Forscher suchen Wirtschaftspartner für Vermarktung von ACV1

Forscher der University of Melbourne haben in einer für den Menschen giftigen Spezies der Kegelschnecken einen neuartigen Wirkstoff entdeckt. Die Substanz, die in der chronischen Schmerztherapie eingesetzt werden soll, wurde bereits zum Patent angemeldet. Über die neue Verbindung ACV1 berichten die Wissenschaftler auf dem 6. Asia-Pacific Congress der Internationalen Society for Toxicology von 8. bis 12. Juli in Cairns. Von ACV1 sollen vor allem Krebs-, Aids- und Arthritispatienten profitieren.

In Rattenversuchen erwies sich ACV1 als vielversprechend, die Substanz wirkte länger als Morphium. Anders als Morphium, so die Forscher um Bruce Livett von der Abteilung für Biochemie und Molekularbiologie, birgt ACV1 kein Suchtpotenzial und besitzt keine Nebenwirkungen wie Atemnot oder Bluthochdruck. „Wir befinden uns derzeit auf der Suche nach einem kommerziellen Partner in der Wirtschaft, um die Substanz am Menschen zu testen und ein marktfähiges Produkt zu entwickeln“, so Livett. Den Weltmarkt für Medikamente zur Behandlung chronischer Schmerzen beziffert der Studienleiter mit einer Mrd. australischer Dollar.

„Der Wirkstoff besitzt aber ein weitaus größeres Anwendungsspektrum. Dazu zählt etwa die Schmerzlinderung nach Sportunfällen und Infektionen. In Rattenversuchen zeigte sich, dass AVC1 auch die Wundheilung fördert“, erläuterte Livett. ACV1 blockiert die Schmerzübertragung entlang des peripheren Nervensystems. Das periphere Nervensystem bildet die Brücke des Zentralnervensystems zu allen Körperteilen. Vorteil der Substanz ist laut Livett, dass es sich um ein kleines Molekül handelt. „Im Gegensatz zu einem bereits entwickelten Medikament mit dem Namen Conotoxin, das sich in der Endphase der klinischen Versuche befindet, kann ACV1 leichter und kostengünstiger synthetisiert werden.“ Außerdem werde ACV1 nicht wie es das Konkurrenzprodukt erfordert in die Wirbelsäule, sondern in den Muskel oder eine Fettschicht des Patienten injiziert.

Neben den Australiern sind weltweit Forschergruppen auf der Suche nach pharmakologisch wirksamen Substanzen in diesen Mollusken, wie sie in Riffen rund um den Globus vorkommen. Rund 30 Menschen sind bereits an dem tödlichen Stich einiger Kegelschnecken-Spezies gestorben.

Media Contact

Sandra Standhartinger pte

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