Stonehenge ist 300 Jahre jünger als angenommen

Der ursprüngliche Steinkreis von Stonehenge wurde erst 2.300 vor Christi gebaut und nicht wie bisher angenommen gut 300 Jahre früher. Zu diesem Ergebnis kommen die Stonehenge-Experten Tim Darvill und Geoff Wanwright. Die beiden Professoren untersuchten dazu mittels der Radio-Carbon-Analyse Fragmente der ursprünglichen Blausteine, die sich unter den heutigen Quarzriesen befinden.

„Wir können jetzt mit Sicherheit sagen, dass Stonehenge jünger ist, als bisher angenommen“, meint Geoff Wainwright, Präsident der Society of Antiquaries, gegenüber der BBC.

Kritiker werfen den beiden hingegen vor, dass sie die Ergebnisse für ihre Wünsche abgerundet hätten. So ließe die Analyse aufgrund ihrer Ungenauigkeit eine Zeitspanne zwischen 2.400 und 2.200 als Entstehungszeit zu. „Man hat einfach einen schönen Durchschnittswert genommen“, meint ein Experte auf BBC-Anfrage. Genauere Untersuchungen in den kommenden Monaten sollen zeigen, welche der beiden Seiten recht hat.

Die Neudatierung des mythischen Steinkreises hat neuerliche Spekulationen über dessen ursprünglichen Zweck initiiert. Bis heute streiten Gelehrte darüber, ob es sich bei Stonehenge um einen Tempel zur Anbetung von Verstorbenen oder um einen Kalender zur Feststellung der Sonnenwende handelt. Wanwright und sein Kollege Darvill verfolgen hingegen seit Jahren eine andere Theorie. Für sie war der steinerne Kreis ein Ort der Heilung, zu dem Kranke und Verletzte aus ganz Europa pilgerten und auf Heilung hofften. Als Beweis dafür führen sie an, dass sich im Umfeld von Stonehenge eine große Anzahl an Gräbern findet, in denen man die sterblichen Überreste von Verletzten und Schwerkranken fand. Analysen zeigen, dass mindestens die Hälfte dieser Verstorbenen nicht aus dem britischen Raum stammte. „Dies lässt den Rückschluss zu, dass Kranke aus ganz Europa nach Stonehenge gepilgert sind“, so Wanwright.

Die Wissenschaftler räumen jedoch ein, dass es durchaus sein kann, dass der Steinkreis auch für andere Zwecke genutzt wurde. „Stonehenge hatte vermutlich mehr als einen Nutzen, deshalb habe ich auch kein Problem mit anderen Interpretationen zum Entstehungsgrund“, sagt Wanwright selbstkritisch. Eines steht aber fest, bereits vor der Errichtung des ursprünglichen Stonehenge um 2.300 vor Christi lebten Menschen in der Umgebung des Hügels. Die Forscher fanden organisches Material, das sie auf ein Alter von 9.200 Jahren datierten.

Darvill und Wanwright hatten als eine der ersten Wissenschaftlergruppen überhaupt die Erlaubnis bekommen, zwischen den gewaltigen Quarzsteinen umfangreiche Tiefenuntersuchungen an den ursprünglichen Steinkreisen vorzunehmen. Nicht nachteilig dürfte gewesen sein, dass Wanwright selbst einst Chef-Archäologe beim English Heritage war, das für die Verwaltung von über 370.000 historischen Objekten in Großbritannien verantwortlich ist – unter anderem auch für Stonehenge.

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Erik Staschöfsky pressetext.schweiz

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