Kohlenstoffumsatz in Ökosystemen wird durch Landnutzung doppelt so schnell

Traktor für Kohlenstoffumsatz Dusan-Kostic-Fotolia Quelle: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

„Eine der größten derzeitigen Unsicherheiten bei unserem Verständnis des Klimawandels betrifft die biomass turnover time, ein zentraler Ökosystemparameter, der bestimmt, wieviel Kohlenstoff der Atmosphäre durch die Ökosysteme entzogen wird und damit zentral für den Klimawandel ist“, erläutert Karl-Heinz Erb (Institut für Soziale Ökologie), der nun erstmals, gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen, den Einfluss der Landnutzung des Menschen auf diese Umwandlungszeit berechnet hat. Dazu wurde die Veränderung des Kohlenstoffumsatzes durch einen Vergleich der aktuellen Vegetation mit einem Status, der hypothetisch jede Landnutzung ausschließt, errechnet.

Die Ergebnisse, aktuell vorgestellt in Nature Geoscience, zeigen nun, dass der Kohlenstoffumsatz durch die Landnutzung doppelt so schnell abläuft. Erb erklärt weiter: „Die Beschleunigung betrifft alle Biome und ungefähr in gleicher Weise, aber es gibt entscheidende Unterschiede zwischen den Landnutzungstypen.

Die Umwandlung von Wald in Agrarflächen führt zu massiven Beschleunigungseffekten, aber auch die Nutzung von Wäldern und natürlichen Grasländern ist bedeutsam, wenn auch pro Flächeneinheit deutlich geringer. Aber deren Flächen sind, global gesehen, deutlich größer. Daher ist in Summe der Umbruch von Wäldern zu landwirtschaftlichen Flächen für 59 Prozent, die Forstwirtschaft für 26 Prozent und die Nutzung der natürlichen Weideflächen für 15 Prozent der Beschleunigung verantwortlich.

Insbesondere die Nutzung der Wälder und der natürlichen Grasländer ist in vielen Studien nicht berücksichtigt, und gerade hier ist die Datenlagen äußerst dürftig. Die Studie zeigt, dass ein verbessertes Wissen um die Nutzung dieser Ökosysteme zentral ist, um beispielweise die Vorhersagemöglichkeiten von Klimaentwicklungen zu erhöhen.“

Gefragt danach, was diese Beschleunigung des Kohlenstoffkreislaufs nun für den Menschen bedeute, führt Erb aus: „Wir wissen derzeit zwar, dass, aber noch nicht, wie viel sich dies auf den Klimawandel auswirkt.“ Sicher sei, dass der Bedarf an Biomasse derzeit massiv steigt, was zu einer weiteren Beschleunigung des Kohlenstoffkreislaufs führen könne.

Damit könnte die Senkenfunktion der Ökosysteme, also ihre Fähigkeit, Kohlenstoff der Atmosphäre zu entziehen und langfristig zu speichern, mehr und mehr verloren gehen. Diese Ergebnisse würden, so die AutorInnen, deutlich zeigen, dass Biomasse als Ressource nicht klimawandelneutral sei.

Erb, K.-H., Fetzel, T., Plutzar, C., Kastner, T., Lauk, C., Mayer, A., Niedertscheider, M., Körner, C., Haberl, H. (2016). Biomass turnover time in terrestrial ecosystems halved by land use. Nature Geoscience, 22. August 2016.

http://www.aau.at

Media Contact

Dr. Romy Müller idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wolken bedecken die Nachtseite des heißen Exoplaneten WASP-43b

Ein Forschungsteam, darunter Forschende des MPIA, hat mit Hilfe des Weltraumteleskops James Webb eine Temperaturkarte des heißen Gasriesen-Exoplaneten WASP-43b erstellt. Der nahe gelegene Mutterstern beleuchtet ständig eine Hälfte des Planeten…

Neuer Regulator des Essverhaltens identifiziert

Möglicher Ansatz zur Behandlung von Übergewicht… Die rapide ansteigende Zahl von Personen mit Übergewicht oder Adipositas stellt weltweit ein gravierendes medizinisches Problem dar. Neben dem sich verändernden Lebensstil der Menschen…

Maschinelles Lernen optimiert Experimente mit dem Hochleistungslaser

Ein Team von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL), des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT und der Extreme Light Infrastructure (ELI) hat gemeinsam ein Experiment zur Optimierung…

Partner & Förderer