Forschungsprojekt der Hochschule Esslingen hebt ab: Der ApisJet startet zu seinem Erstflug

Das Entwicklerteam des ApisJet (v.l. Clemens Harr, Ulrich Schreiner, Schlepppilot Franz Seehofer, Prof. Dr. Ulrich Gärtner)<br>Foto: Karolin Thümler<br>

Der ApisJet, ein mit einem Stahltriebwerk versehenes Segelflugzeug, hat seinen Erstflug angetreten – und bestanden. Das vom Institut für Angewandte Forschung „Energetische Systeme“ mit Unterstützung von Wezel Flugzeugtechnik geplante und gebaute Flugzeug ist in dieser Form einzigartig. Es ist eine Weiterentwicklung des von der Firma Wezel gefertigten Apis 2. Im Lateinischen bedeutet „Apis“ Biene – und ähnlich leicht wie eine Biene soll auch der 320 Kilo schwere ApisJet am Himmel schweben

Die Idee zu dem Projekt hatte Professor Ulrich Gärtner, der die Entwicklung des Flugzeugs zusammen mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Clemens Harr und Studenten über die Jahre vorangetrieben hat. Der gelernte Industriemechaniker und Maschinenbauingenieur Clemens Harr (38) hatte bereits während seiner Zeit bei der Bundeswehr Düsenflugzeuge für die Luftwaffe gewartet und später seine Diplomarbeit im Bereich der Flugzeugtechnik geschrieben, da lag die Mitarbeit auf der Hand: „Mich hat die Technik schon als Kind fasziniert und ich war schnell begeistert von der Konstruktion des ApisJet.“
Dabei sei die Idee, einen Antrieb in den Rumpf eines Segelflugzeugs einzubauen nicht neu gewesen: „Das hatte man schon in den 50er-Jahren immer wieder versucht, aber aufgrund der Lärmbelästigung und eines extrem hohen Spritverbrauchs stets wieder aufgegeben. Die Technik war damals auch noch nicht ausgereift genug.“ Vor zehn Jahren startete das Team dann zunächst mit einer Machbarkeitsstudie zum ApisJet. Inzwischen füllen fast zwei Meter Akten den Schrank im Institut für Angewandte Forschung zur Entwicklung des Fliegers. Die Zulassung durch das Luftfahrtbundesamt soll im kommenden Jahr erfolgen. Dazu wird es eine Flugerprobung geben, wobei alle relevanten Daten wie etwa die Steiggeschwindigkeit oder die Reichweite mit dem 30 Liter Sprit fassenden Tank gemessen und dokumentiert werden.

Der rund 70 000 Euro teure ApisJet muss mindestens 65 Stundenkilometer schnell sein, um sich in der Luft halten zu können und darf höchstens 200 Stundenkilometer fliegen. Das Triebwerk soll dazu eingesetzt werden, dass die Segelflieger bei ausbleibender Thermik nicht etwa auf einem Acker oder anderem unwegsamen Gelände herunterkommen müssen, sondern wieder einen sicheren Flugplatz erreichen können. Der ApisJet läuft offiziell unter der Kategorie eines „nicht eigenstartfähigen Motorseglers“ und wird daher von einem anderen Flugzeug in die Luft gezogen.

Sobald die Zulassung des Luftfahrtbundesamtes erfolgt ist, kann der ApisJet seiner weiteren Bestimmung als Hochschulflugzeug folgen und für Forschungszwecke eingesetzt werden. „So kann beispielsweise durch speziell eingebaute Sensoren die Feinstaubbelastung über bestimmten Regionen gemessen werden“, erklärt Clemens Harr, für den die Faszination für die Technik größer ist als für das Fliegen selbst. Beim Erstflug des ApisJet war der Ingenieur entsprechend aufgeregt: „Es war das erste Flugzeug, das ich mitentwickelt habe. Der geglückte Flug mit anschließender sicherer Landung waren für mich eine große Freude und eine große Erleichterung zugleich.“

Kontakt:
Dipl.-Ing. (FH) Clemens Harr
Hochschule Esslingen
Institut für Angewandte Forschung „Energetische Systeme“
Kanalstr. 33
73728 Esslingen
Tel. 0711.397- 32 51
Clemens.Harr@hs-esslingen.de

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