Zoologen aus Bonn und Moskau entdecken spektakulär blauen Mini-Drachen in den Regenwäldern Vietnams

Die Männchen der neu entdeckten Tierart sind dank ihrer leuchtend blauen Kopffärbung im vietnamesischen Regenwald schon von weitem zu sehen.<br>Foto: Peter Geißler, ZFMK , Bonn<br>

Besonders die Männchen dieser zur Familie der Agamen gehörenden Echse beeindrucken durch ihre Farbenpracht. Während der Balz leuchten die azurblauen Köpfe der Echsen im Regenwald regelrecht um die Wette. Und das alles nur, um ihren Frauen zu imponieren.

Dabei geht es bei der neuen Art auch weniger schrill, denn ähnlich wie die bekannten Chamäleons können auch die neu entdeckten Baumagamen ihre Farben verändern. So sind sie zum Beispiel nachts eher dunkel und bräunlich, geradezu unscheinbar. Aber auch beim Revierkampf unterlegene Männchen büßen ihre Farbenpracht ein, und erblassen binnen weniger Minuten.

Die Tiere waren den Vietnamesen und Wissenschaftlern schon lange bekannt. „Allerdings verwechselte man sie lange Zeit mit einer ebenfalls blauen Echsenart aus Myanmar und Thailand, die jedoch, wie das deutsch-russische Forschungsteam nun im genetischen Vergleich feststellen konnte, einer anderen Art angehört“ erläutert Timo Hartmann, Doktorand in der Sektion Herpetologie des Museums Koenig.

„Um die neue Tierart zu beobachten ist kein beschwerlicher Fußmarsch durch die Regenwälder Vietnams nötig, denn die Art scheint sich gut mit dem Menschen arrangiert zu haben. Selbst inmitten der Millionenmetropole Ho Chi Minh-Stadt, dem alten Saigon, findet man die schönen Tiere in Parkanlagen und Blumenrabatten“ beschreibt Peter Geissler, ebenfalls Doktorand in der Sektion Herpetologie des Museums Koenig sowie Mitautor der Beschreibung der Art, den außergewöhnlichen Fund.

„Der Fund macht die Bedeutung der neuen Methode des DNA-barcodings in deutschen und anderen, internationalen Forschungsmuseen deutlich“ stellt Dr. Dennis Rödder, Leiter der Herpetologie im Museum Koenig heraus. Die Artenvielfalt der Erde ist noch lange nicht umfassend erforscht.

Und Prof. Dr. Wolfgang Böhme, Senior – Herpetologe am Museum Koenig ergänzt: „Diese neueste Entdeckung ist das jüngste Highlight einer längeren Serie neuer Reptilien und Amphibien die im Rahmen des Vietnamprojektes des Museums Koenig und des Kölner Zoos in den letzten 20 Jahren entdeckt worden sind.“

Ansprechpartner:
Peter Geissler*1
Timo Hartmann*2
*Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig
Sektion Herpetologie
Adenauerallee 160
53113 Bonn
0228-9122253
pege@uni-bonn.de1; t.hartmann@zfmk.de2
Quelle:
http://www.mapress.com/zootaxa/2013/f/z03599p260f.pdf
Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Ministeriums für Innovation, Forschung und Technologie des Landes Nordrhein-Westfalen. Als Leibniz-Institut für die Biodiversität der Tiere hat es einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Innovative Methoden- und Arbeitsansätze der molekularen Biodiversitätsforschung dienen auch Studien zur Nachhaltigkeit. Das ZFMK hat 89 fest angestellte Mitarbeiter, davon 37 Wissenschaftler. Studenten der Biologie werden in Kooperation mit der Universität Bonn ausgebildet. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam.

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