Nicht ohne meine Bakterien

Viele Krankheitserreger werden immer unempfindlicher gegen die verfügbaren Medikamente. Weltweit suchen darum Forscher nach neuen Arzneistoffen, um beispielsweise Bakterien oder Pilze wieder besser bekämpfen zu können. Dabei könnten sich Meeresschwämme als Fundgrube entpuppen.

Schwämme sind sehr einfache Organismen, die festgewachsen zum Beispiel in tropischen Riffen oder in der Tiefsee leben. Viele von ihnen enthalten permanent jede Menge Bakterien, vermutlich weit über 100 verschiedene Arten – und genau das macht sie so interessant. Denn Bakterien können Antibiotika und andere Naturstoffe produzieren, die möglicherweise für die Behandlung von Infektionskrankheiten geeignet sind.

Doch bevor es neue Medikamente aus dem Meer gibt, ist Grundlagenforschung nötig. „Man muss ja zuerst einmal wissen, welche Bakterien in den Schwämmen überhaupt vorkommen“, sagt Susanne Schmitt. Auf genau diesem Gebiet arbeitet die Doktorandin am Zentrum für Infektionsforschung der Uni Würzburg in der Arbeitsgruppe von Ute Hentschel.

Sie geht dort unter anderem der Frage nach, wie die Bakterien überhaupt in die Schwämme hineingelangen. Das geschieht zumindest bei dem tropischen Schwamm Ircinia felix so: Die frei schwimmenden Larven, die ein erwachsener Schwamm im Zuge seiner Fortpflanzung ins Meerwasser entlässt, bekommen die Untermieter von ihrem Elternschwamm mit auf den Weg. Die Larven setzen sich dann an anderen Orten fest, wachsen heran – und müssen dabei von Anfang an nicht auf ihre „Hausbakterien“ verzichten.

Welche Funktion die Bakterien für die Schwämme haben, ist bislang nicht eindeutig bekannt, wie Susanne Schmitt erklärt. Wohl aber gibt es Vermutungen. So könnten die Bakterien giftige Stoffe produzieren, die hungrigen Fischen oder anderen Räubern den Appetit auf den Schwamm vergällen. Möglicherweise spielen sie auch eine Rolle im Stoffwechsel des Schwammes, indem sie zum Beispiel dessen Abfallprodukte weiter abbauen.

Das Forschungsprojekt der Doktorandin wurde aus der Jubiläumsstiftung zum 400-jährigen Bestehen der Uni Würzburg gefördert. Die finanzielle Unterstützung ermöglichte es ihr, im Sommer beim „5th International Symbiosis Symposium“ in Wien in einem Kurzvortrag die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit zu präsentieren.

Für ihre Arbeit hat Susanne Schmitt an karibischen Riffen vor der Küste Floridas Larven des Schwammes Ircinia felix gesammelt. Ein Teil davon wuchs in kleinen Containern am Riff zu Jungschwämmen heran. Im Labor verglich die Würzburger Forscherin anschließend die Bakterien der erwachsenen Schwämme mit denjenigen der Larven und Jungschwämme. Dafür setzte sie eine Kombination aus mikroskopischen und molekularen Techniken ein.

Weitere Informationen: Susanne Schmitt, T (0931) 31-2468, E-Mail: susanne.schmitt@mail.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de

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