Übergewicht, Falten und Haarwuchs haben ein Gen gemeinsam

Mutation macht Mäusehaut straff und dick

Was Falten, Haarwuchs und Übergewicht gemeinsam haben ist ein einziges Gen, wie nun Forscher der Washington University School of Medicine entdeckt haben. Demnach soll ein vom „Fett-Gen“ kodiertes Protein bei Mäusen nicht nur für den Fettstoffwechsel, sondern auch für die normale Haut- und Haarentwicklung zuständig sein. War das bekannte Gen, das bereits als Angriffsziel für Medikament gegen Fettsucht im Visier der Forscher steht, mutiert, war die Haut der Tiere straff und dick. Der Haarwuchs war deutlich eingeschränkt, berichten die Forscher in der Online-Vorabpublikation des Fachmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

Die Forscher unter der Leitung des Mediziners, Zellbiologen und Physiologen Jeffrey H. Miner züchteten ursprünglich Mäuse für gänzlich andere Zwecke. Dabei entdeckten sie bei einem Mäuse-Stamm eine Gen-Mutation. Überrascht zeigten sich die Wissenschaftler vom Ort der Mutation. Sie erfolgte in jenem Gen, das die Produktion jenes Proteins auslöst, das für den Fettsäure-Transport im Körper eine Rolle spielt. Das dementsprechende Protein trägt den Namen Fettsäure-Transportprotein 4 (FATP4). FATP4 ist eines von sechs Proteinen bei Menschen bzw. fünf bei Mäusen dieser Art. Bei Zugabe der Proteine zu Zellen in einer Petrischale verändern sie den Modus, mit dem die Zellen Fettsäuren absorbieren. Da FATP4 als einziges derartiges Protein im Darm zu finden ist, wird davon ausgegangen, dass für die Verarbeitung von Fettsäuren aus der Nahrung eine zentrale Rolle spielt.

„Bislang gab es noch keine Überlegungen, ob das Protein auch für die Entwicklung der Haut eine Bedeutung hat“, so Miner. Mäuse mit dieser Gen-Mutation bildeten die Haut als Schutzbarriere gegen Wasserverdunstung und schädliche Substanzen nicht ausreichend aus. Stattdessen erschien die Haut etwa drei mal so dick wie jene normaler Mäuse. Die Forscher zogen den Schluss, dass die abnorme Dicke der Haut ein Kompensationsversuch für den fehlenden Schutz ist. Noch handelt es sich laut Miner um vorläufige Ergebnisse. Sie könnten aber neue Einblicke in verschiedene Zustände geben. „Ein Medikament könnte zum Beispiel das Protein partiell inhibieren und einige Merkmale der faltenfreien Mäuse nachahmen“, so Miner. Die Ergebnisse werfen aber auch die Frage auf, ob Medikamente gegen Fettsucht, die auf dieses Protein abzielen, nicht an einer anderen Stelle im Körper zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.

In weiteren Studien will das Team jetzt die entwicklungsbiologische Rolle dieser Proteine klären. Ein Patent für die Verwendung von FATP4-Inhibitoren gegen Faltenbildung und Haarwuchs wurde bereits beantragt.

Media Contact

Sandra Standhartinger pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.pnas.org http://www.wustl.edu

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