Ein Käfer auf dem Weg zum Mars?

Das renommierte, englische Wissenschaftsjournal NATURE veröffentlichte am 23. März die erste komplette Gensequenz eines Käfers. Die Entschlüsselung aller Gene des Mehlkäfers Tribolium gelang durch die Zusammenarbeit von fast 60 weltweit agierenden Forschergruppen.

Dr. Reinhard Schröder, der seit Beginn dieses Jahres als Professor für Genetik an der Universität Rostock lehrt und forscht, ist einer der Koordinatoren eines Teilgebietes bei diesem Sequenzierungsprojekt. Die neuen Erkenntnisse will er nutzen um zu verstehen, welche Gene während der Embryonalentwicklung für das Wachstum der Beine und der Körperachse verantwortlich sind.

In der Gesamtheit aller Gene eines Lebewesens – dem Genom – steckt die Erfahrung von Millionen von Jahren Evolution. Käfer bevölkern seit fast 400 Millionen Jahren diese Erde und sind damit mehr als hundertmal älter als der Mensch und fünfmal älter als Dinosaurier. Dieser Evolutionsvorsprung nutzten die Käfer und stellen heute die artenreichste Gruppe aller Lebewesen auf der Erde dar.

Der für das Genomprojekt ausgewählte Mehlkäfer Tribolium spielt als Schadinsekt eine große wirtschaftliche Rolle, indem er weltweit Millionenschäden an Getreidevorräten anrichtet. Die Entwicklungsgenetik hat diesen Käfer als Modellorganismus entdeckt, da seine Embryonalentwicklung in vielen Aspekten denen der Wirbeltiere und damit auch uns Menschen ähnelt.

Tribolium zeigt zudem die Besonderheit, dass er ohne Wasser leben kann und wäre somit für eine Marsmission gut geeignet. Die Formenvielfalt gerade der Käfer ist enorm. Es ist zwar bekannt, welche Gene die Bildung von Extremitäten und Farbpigmenten steuern. Die Feinregulierung dieser Gene bei verschiedenen Insekten ist bisher nur ungenau verstanden.

Mit der Entschlüsselung des ersten Käfergenoms ist also ein wichtiger Schritt für Entwicklung von neuartigen Schädlingsbekämpfungsmitteln, der umfassenden Analyse der Embryonalentwicklung, seiner speziellen Physiologie und für die Erklärung der Artenvielfalt der Käfer getan.

Nun gilt es aus den ca. 16000 Genen die wichtigen herauszufinden.

Prof. Dr. Reinhard Schröder
T: 0381 498 6330
E-Mail: reinhard.schroeder@uni-rostock.de

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Ingrid Rieck Universität Rostock

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

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