Mit TIME gestreuten Tumorzellen auf der Spur

Disseminierte Tumorzellen verlassen den Primärtumor über die Blutbahn und siedeln sich im Knochenmark an. Dort liegen sie oft über Jahre als „schlafende Tumorzellen“ vor, bevor sie zur Metastasenbildung beitragen.

In der vorausgegangenen EU-Studie hatte ein Wissenschaftlerkonsortium eine erste Bestandaufnahme über diese Zellen in verschiedenen experimentellen Systemen gemacht: Wo und wie findet man disseminierte Tumorzellen? Kann man aus dem Primärtumor rückschließen, dass es disseminierte Tumorzellen gibt? Welches sind die charakteristischen Marker, also Erkennungsmerkmale, für diese Zellen? Auf den Erkenntnissen aus diesen Fragestellungen baut TIME mit Wissenschaftlern aus Deutschland, Finnland, Frankreich und der Schweiz auf.

Klaus Pantel, Leiter des Instituts für Tumorbiologie am Universitätsklinikum Eppendorf, koordiniert die neue Studie: „Solide Tumore sind für die Mehrzahl der 400.000 jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen in Deutschland verantwortlich. Nach der operativen Entfernung des Tumors stellt sich für alle Patienten die Frage, ob Tumorzellen bereits im Körper gestreut sind?“ TIME soll insbesondere bei Brustkrebs therapie-relevante Zielstrukturen auf disseminierten Tumorzellen entdecken, mit deren Hilfe es dann gelingt, diese Zellen zu eliminieren oder in Schach zu halten. Klaus Pantel: “ Am UKE setzen wir hochempfindliche Nachweismethoden ein, mit denen wir eine einzelne disseminierte Tumorzelle unter Millionen Knochenmark- und Blutzellen im Krebspatienten nachweisen und molekular charakterisieren können.“ Mit TIME soll sowohl die Diagnose als auch die Therapie gegen Metastasen weiterentwickelt werden – ein wichtiger Schritt gegen die häufigste Todesursache bei Krebserkrankungen.

Wolfgang Deppert, Leiter der Abteilung für Tumorvirologie am Heinrich-Pette-Institut, begrüßt die Anschlussfinanzierung: „Am HPI haben wir ein experimentelles Mausmodell für Brustkrebs entwickelt. Damit werden wir untersuchen, welche Faktoren disseminierte Tumorzellen dazu veranlassen, als Metastasen zu einem neuen Tumorgewebe auszuwachsen. Diese frühen Schritte der Metastasierung erfolgen in so genannten Nischen.“ Die HPI-Forscher stellten fest, dass sich dort Tumorzellen aufhalten, die oft Stammzellcharakter haben. Sie können also noch in unterschiedliche Zelltypen differenzieren. Wie verläuft diese Differenzierung und wie kann sie blockiert werden? Welche Faktoren regulieren die frühe Streuung von Tumorzellen über die Blutbahn? Auf diese Fragen wollen die HPI-Wissenschaftler im TIME-Projekt Antworten finden.

Rückfragen:
Dr. Angela Homfeld; Pressestelle des Heinrich-Pette-Instituts;
Tel. 040/48051-108; E-Mail: angela.homfeld@hpi.uni-hamburg.de

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Dr. Angela Homfeld idw

Weitere Informationen:

http://www.hpi-hamburg.de

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