Auf dem Weg nach Norden: Immer mehr Mittelmeerspinnen in Deutschland heimisch

Die Mittelmeerart Mildes Dornfingerspinne (Cheiracanthium mildei) ist ebenfalls inzwischen in Münchner Kellern zu Hause Foto: Dr. Jörg Spelda, ZSM

Die Forscher von der Zoologischen Staatssammlung München leisten erneut einen wertvollen Beitrag zur weltweiten Gen-Bibliothek des Lebens. Sie entschlüsselten nun den genetischen Code der auffälligen Kräuseljagdspinne (Zoropsis spinimana), die kürzlich erstmals in München entdeckt wurde.

Die Artgenossen des Münchner Neubürgers sind ursprünglich als wärmeliebende Spinnenart in den Wäldern des Mittelmeerraums beheimatet. Erst seit ein paar Jahren werden immer wieder auch Exemplare weiter nördlich gesichtet; seit 2005 gibt es die recht große und auffällige Kräuseljagdspinne auch in Deutschland.

Die expansive Art hat inzwischen das gesamte Oberrheintal besiedelt und ist seit neuestem eben auch in München zu Hause. Im Gegensatz zu ihren Verwandten in Südeuropa lebt die Art in Deutschland vorwiegend in Gebäuden.

Mit ihren zwei Zentimetern Durchmesser ist Zoropsis spinimana zwar durchaus mit einer Tarantel vergleichbar, eine Gefahr für den Menschen bestehe jedoch nicht, bekräftigt Jörg Spelda von der Zoologischen Staatssammlung München. Die Spinne sei nicht wirklich aggressiv, außerdem wäre ein Biss vergleichsweise harmlos, so der Experte.

Etwas angriffslustiger ist da die ebenfalls aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland eingewanderte Mildes Dornfingerspinne (Cheiracanthium mildei). Die kleine, unauffällige Schwester des Ammen-Dornfingers könne durchaus auch mal zubeißen, wobei ihr Biss mit dem Stich einer Wespe oder Biene vergleichbar ist, so Spelda.

Auch in München gab es bereits einen Bissunfall, der Übeltäter wurde anschließend der ZSM übergeben und befindet sich inzwischen in deren Sammlungsmagazinen an der Münchhausenstraße in München-Obermenzing. Auch diese Spinne wurde im Rahmen des DNA-Barcoding-Projektes der ZSM genetisch bestimmt und ihr DNA-Code in eine globale Gendatenbank aufgenommen. Die genetischen Befunde bestätigten eindeutig die Zugehörigkeit zur Mittelmeerart Cheiracanthium mildei.

„In Zukunft ist vermehrt mit der Einwanderung wärmeliebender Arten zu rechnen“, äußert sich Stefan Schmidt, Koordinator der DNA-Barcoding-Projekte an der ZSM. Seine Arbeitsgruppe hat die vollständige genetische Erfassung der bayerischen Tierwelt zum Ziel. Hierzu nutzen die Wissenschaftler bereits seit Jahren die sogenannte DNA-Barcoding-Methode, die sich zur sicheren Artbestimmung bei Tieren bestens eignet. Mehr Informationen finden sich unter www.barcoding-zsm.de.

Kontakt:
Dr. Jörg Spelda
Zoologische Staatssammlung München
Münchhausenstraße 21
81247 München
Telefon: 0175 87 255 40
E-Mail: spelda@zsm.mwn.de

http://www.barcoding-zsm.de
http://www.snsb.de

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Dr. Eva-Maria Natzer idw - Informationsdienst Wissenschaft

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